- Schwarte
- Einem die Schwarte klopfen (gerben): ihn tüchtig verprügeln, vgl. auch: ›Einem das Fell gerben‹, ⇨ Fell. Ähnl. heißt es bei Mathesy (66'): »Einem auf die Schwarten greiften«, und bei Frommann (III, 369): »Einem wuat op de Swoate giwen«.Schwarte steht oft derb für ›Haut‹. Die Wendung klingt heute schlimmer als früher, denn noch in mittelhochdeutscher Zeit bezeichnete man mit ›swarte‹ eine behaarte Körperstelle, vor allem die Kopfhaut und dann die menschliche Haut allgemein, und in der Medizin ist der Ausdruck noch immer geläufig (z.B. in ›Kopfschwarte‹).Früher wurden auf allen Bauernhöfen Schweine gehalten, deren borstiges Fell ›Schwarte‹ heißt; allgemein bekannt und vielseitig verwendbar ist die ›Speckschwarte‹. Sollten Schweinshäute zu Leder verarbeitet werden, mußte man ›die Schwarte klopfen‹ und dann weiterbereiten. Das Schweinsleder wurde zum Einbinden von Folianten gebraucht, die man deshalb oft ›Alte Schwarten‹ nannte. »Na, was liest du denn da für eine alte Schwarte?« Daher stammt auch der Ausdruck ›Schwarten‹ für viel lesen.Daß die Schwarte kracht (knackt): ein Kraftausdruck für tüchtig, gewaltig, meist in der Verbindung: arbeiten (zahlen) müssen, daß ..., eigentlich sich so anstrengen müssen, daß dabei die Haut platzt. Aus dem 16. Jahrhundert ist die Redensart bei O. Schade (›Satiren und Pasquille aus der Reformationszeit‹ Bd. III, S. 68) belegt: »Nüt bessers, man thet in die roten hütlin ab, daß in die schwart kracht«. Auch Thomas Murner verwendet die Redensart, z.B. in seiner ›Narrenbeschwörung‹ (21, 74) und im ›Lutherischen Narren‹ (2127, Ausgabe von Merker 393). Bei Winterholler (I, 791, vgl. Zachers ›Zeitschrift für deutsche Philologie‹ 17, 23) steht: »Die Scythen, welche Hunger und Durst leiden, daß ihnen die Schwarten krachten«. In Murners ›Mühle von Schwindelsheim‹ (V. 1114) hieß es dagegen anders: »drincken, das die lenden krachen«.Deutlich erkennbar ist die Grundbedeutung von Schwarte in einer Stelle aus den ›Proben der Poesie‹ des Leipzigers Amaranthes (Corvinus), der 1711 (Bd. II, S. 311) schrieb:So geht es an ein Schlagen,Daß ihm die Haut und Schwarte kracht.Daß die Schwarte raucht: so sehr, daß man stark schwitzt und die Haut förmlich dampft, daß einem ›Das Fell raucht‹, ⇨ Fell. Im Jahre 1683 ließ man z.B. die am Kahlenberg bei Wien besiegten Türken klagen:Der tapfre Markgraf auch,Nach seinem Heldenbrauch,Der hieb uns auf die Schwarten,Daß darvon ging der Rauch.Jemandem etwas vor die blanke Schwarte sagen: jemandem etwas unverblümt, klipp und klar sagen; ohne großes Drumherumreden zum Wesentlichen kommen.Eine tüchtige Schwarte haben: verächtliche Bezeichnung für ein lebhaftes Mundwerk. Die besonders obersächsische und rheinische Redensart entstand aus einer volksetymologischen Entstellung von lateinisch ›suada‹ = Beredsamkeit, ⇨ Suade.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.