Seifenblase

Seifenblase
Einen ohne Seife scheren (rasieren): ihn grob (falsch) behandeln, auch euphemistisch gebraucht für köpfen; vgl. ›Einen trocken scheren‹, scheren.
   Er geht nach Seife: mit seinem Leben geht es zu Ende. Die Teilnehmer an den Kreuzzügen brachten jerusalemische Seife mit; da es aber so wenige waren, die heimkehrten, wurde der Zug nach Jerusalem mit Sterben gleichgesetzt und ironisch mit dem Holen der Seife in Verbindung gebracht. Vergleiche niederländisch ›Hij is om zeep‹.
   Abjemacht, Seefe ist eine vorwiegend schlesische und berlinerische Redensart, deren Ursprung man in dem französischen ›C'est fait‹ suchte. Wahrscheinlich handelt es sich um eine lautliche Angleichung an das im 19. Jahrhundert beliebte ›Abjemacht, Sela‹, nachdem die Bedeutung des Wortes Sela aus dem Gedächtnis des Volkes entschwunden war.
   Bei Plänen, Hoffnungen und ähnlichem, die zunichte geworden sind, spricht man davon, sie seien Zerplatzt wie Seifenblasen. Die Seifenblase galt als Vanitas-Symbol und gilt als Sinnbild des Unbeständigen und Nichtigen. In dieser Bedeutung heißt es bei Hebbel:
   Das nenn ich eine hübsche Phrase,
   So bunt wie eine Seifenblase, und bei Schiller (›Räuber‹ V, 2): »... Wo sind deine hochfliegenden Pläne? Sinds Seifenblasen gewesen, die beim Hauch eines Weibes zerplatzen?«
   Wie ein Seifensieder denken geht zurück auf Schillers Drama ›Wallensteins Lager‹ (11): »Schad um die Leut! Sind sonst wackre Brüder ... Aber das denkt wie ein Seifensieder«.
   Von einem, der bei der Arbeit laut singt, sagt man, er sei Ein munterer Seifensieder oder auch Wie Johann, der muntere Seifensieder. Entnommen ist diese Gestalt dem Gedicht ›Johannes, der Seifensieder‹ von Friedrich v. Hagedorn (1708-54). Übrigens übernahm Hagedorn die Gestalt aus La Fontaines Fabel ›Le savetier et le financier‹, wobei er irrtümlich ›savetier‹ statt richtig mit ›Flickschuster‹ mit ›Seifensieder‹ (französisch savonnier) übersetzte.
   Der Seifensieder war auch zugleich Kerzenzieher. Daher erklärt sich wohl die Redensart Mir geht ein Seifensieder (statt: Licht) auf. Man setzte den Hersteller für das Produkt. Der Ausdruck ist 1810 zuerst für die hallesche Studentensprache belegt. Bei Wilh. v. Kügelgen (›Jugenderinnerungen‹, Reclamausgabe S. 87): »es mußte erst eine glückliche Anschauung kommen oder mit anderen Worten ein großer Seifensieder aufgehen«.
   Wander berichtet, in Prag habe man statt Seifensieder ›Gasbeleuchtung‹ gesagt. Berlinerisch heißt es in gleicher Bedeutung: ›Mir jeht'n Talchlicht uf‹ oder ›Mir jeht 'ne Jasfabrik uf‹, Licht.
• F.A. STOETT: Om zeep gaan, in: Tijdschrift voor Nederlandse Taal- en Letterkunde 15 (1896), S. 122-127; A. DE COCK: Om zeep gaan, in: Volkskunde 9 (1896/97), S. 197; A. TAYLOR: ›No Soap‹, in: Western Folklore, 16 (1957), S. 198-200; DERS.: ›No soap‹ once more, in: Western Folklore 20 (1961), S. 124; F. BERTRICH; Kulturgeschichte des Waschens (Düsseldorf 1966); W. MEZGER: Narrenidee und Fastnachtsbrauch (Konstanz 1991).}
Zerplatzen wie eine Seifenblase. Kupferstich von Hendrik Goltzius: Putto mit Totenschädel und Seifenblase als Vanitaszeichen, 1594, Berlin, Staatliche Museen, Kupferstichkabinett, HG 1594.
Seifensieder. Holzschnitt aus Weigels Ständebuch von 1698. Aus: Fred Bertrich: Kulturgeschichte des Waschens, Düsseldorf /Wien 1966, S. 45.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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