Siegel

Siegel
Sein Siegel an etwas heften: eine Sache für gut befinden, sie bestätigen, sie durch Unterschrift und Siegel bekräftigen und beglaubigen. Die Redensart bezieht sich auf die frühere Gewohnheit, Urkunden und Briefe mit einem Siegel zu versehen, um die Echtheit des Inhalts zu verbürgen. Ursprünglich wurden große Siegel mit Kordel oder Band an dem Pergament befestigt, bis in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Prägestempel für das Papier aufkamen. Vergleiche auch niederländisch ›zijn zegel aan iets hechten (hangen)‹; englisch ›to put the seal upon a thing‹.
   Sein Siegel auf etwas drücken (setzen): einer Sache Nachdruck verleihen, aber auch: ihr den Stempel persönlicher Eigenart aufprägen. Diese Wendung ist etwas jünger, denn sie hat die neuere Art des Siegelns mit einem Stempel zur Voraussetzung. Vergleiche niederländisch ›zijn zegel op iets drukken (zetten)‹ und englisch ›to set one's seal to a thing‹.
   Er muß überall sein Siegel draufdrücken: er bildet sich ein, daß alles seiner besonderen Zustimmung bedürfe, er macht sich wichtig und mischt sich gern ein.
   Jemandem Brief und Siegel auf etwas geben: etwas rechtskräftig machen. Diese Wendung stammt aus der alten Rechtssprache und beruht auf einer Bibelstelle bei Jer 32, 44, wo es heißt: »Dennoch wird man Äcker um Geld kaufen und verbriefen, versiegeln und bezeugen«; Brief.
   Einem etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitteilen: etwas zum unverletzlichen Geheimnis erklären, unbedingte Verschwiegenheit dafür fordern; vgl. französisch ›confiler quelque chose à quelqu'un sous le sceau confidentiel‹ oder ›... du secret‹.
   Ein Buch mit sieben Siegeln sein: geheimnisvoll und unverständlich sein, eine biblische Redensart, die auf Offb 5, 1ff. zurückgeht, Buch.
   Etwas ist besiegelt: (früher auch: versiegelt): es ist eine beschlossene Sache, es ist nicht mehr zu ändern, es bleibt unumstößlich. Auch: Etwas ist versiegelt und verbrieft.
• K. THIELE-DOHRMANN: Unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Die Psychologie des Klatsches (Düsseldorf 1975).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • Siegel — (et) …   Kölsch Dialekt Lexikon

  • Siegel — »Stempelabdruck (als Verschluss von Briefen u. a. oder zur Beglaubigung von Urkunden und dgl.)«, auch übertragen im Sinne von »Bekräftigung«: Das Substantiv mhd. sigel, mnd. seg‹g›el beruht wie z. B. auch entsprechend niederl. zegel auf einer… …   Das Herkunftswörterbuch

  • SIEGEL (C. L.) — SIEGEL CARL LUDWIG (1896 1981) Mathématicien allemand, né à Berlin et mort à Göttingen, dont les travaux portent principalement sur la théorie des nombres et les fonctions automorphes. Carl Ludwig Siegel fut l’élève de G. F. Frobenius; il… …   Encyclopédie Universelle

  • Siegel — Siegel, a surname, is associated with two ethnic groups. As a Jewish surname Siegel (סג ל) it could be an acronym of Segan Levi (סגן לוי), meaning Assistant Levite . It signifies membership in the Hebrew Tribe of Levi (assistants to the Hebrew… …   Wikipedia

  • Siegel — (lat. sigillum), Abdruck eines Stempels in eine weichere Masse, dient teils zum Verschluß von Briefen, teils zur größern Bekräftigung von Urkunden. Die Aufbewahrung der Staats S. war im frühern Deutschen Reich dem Erzbischof von Mainz als… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Siegel — Sn std. (14. Jh.), mhd. sigel, mndd. seg(g)el, mndl. segel Entlehnung. Wie afr. sigel m./n., me. seel entlehnt aus l. sigillum Siegelabdruck , einer Verkleinerung von l. sīgnum Zeichen, Kennzeichen, Bild im Petschaft . Älter ist Insiegel (ahd.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Siegel [1] — Siegel (Signum, Sigillum), 1) der Abdruck eines Petschafts od. einer sonstigen vertieften Fläche in einen weicheren Stoff. Meist haben verschiedene Personen verschiedene S., u. auch jeder Staat, ja jede einzelne Behörde hat ihr besonderes S. Man… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siegel [2] — Siegel, 1) Johann Gottlieb, geb. 1699 zu Kloster Häsler bei Naumburg; war Advocat u. seit 1741 Syndicus in Leipzig u. st. 1755; er schr.: Corpus juris cambialis, Lpz. 1742, 2 Bde., Fol.; Einleitung zum Wechselrecht, ebd. 1743; Der vorsichtige… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Siegel — (lat. sigillum, Diminutiv von signum), der Abdruck eines vertieft gravierten Stempels, ursprünglich nur dem Zwecke dienend, einer Urkunde Glaubwürdigkeit und öffentliche Kraft zu verleihen. Heute werden die nichtamtlichen S. nur noch zum… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Siegel [2] — Siegel, Heinr., Jurist, geb. 13. April 1830 zu Ladenburg in Baden, seit 1857 Prof. in Wien, gest. das. 5. Juni 1899; schrieb: »Geschichte des deutschen Gerichtsverfahrens« (Bd. 1, 1857), »Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte« (3. Aufl. 1895) u …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Siegel — Siegel, lat. sigillum, secretum, signum, signetum, der Abdruck eines Stempels in eine weiche Masse z.B. Gold, Silber, Blei, Wachs, Oblate, dient zum Verschließen von Briefen und Bekräftigung von Urkunden; vgl. Bulle, goldene Bulle. Die… …   Herders Conversations-Lexikon

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