- Stecken
- Es einem stecken wird in zweierlei Bedeutungen gebraucht. Einmal im Sinne von jemandem etwas heimlich mitteilen, das heißt ihm eine Nachricht zustecken. In diesem Sinne in Schillers ›Kabale und Liebe‹, wo der alte Miller sagt: »Hätt' gleich alles seiner Exzellenz, dem Herrn Papa, stecken sollen«. Die Redensart wird auf die Sitte der Femgerichte zurückgeführt, Vorladebriefe mit einem Dolch am Tor des zu Ladenden anzuheften. Auf ähnliche Weise, vom ›anstecken‹ an ein Tor oder eine Anschlagtafel, kamen auch die ›Steckbriefe‹ zu ihrem Namen.In einer anderen Bedeutung wird die Redensart gebraucht, wenn man jemandem unmißverständlich zu verstehen geben will, daß er etwas nicht wieder zu tun hat, auch im Sinne von jemandem die Meinung sagen. Das dahinterstehende Bild meint: ihm Einhalt tun, indem man ihm einen Pflock in den Weg steckt. Dies wird durch die niederdeutsche Redensart ›Ik wil di en Sticken stecken‹ bekräftigt. Damit korrespondiert die ältere bairische Redensart ›einem einen Halt stoßen‹, das dem lateinischen ›insidias ponere alicui‹ entspricht.Auch in der Wendung Sich ein Ziel stecken ist dieses Bild erhalten, denn es ist damit ursprünglich das Einstecken des Zielstabes in den Erdboden gemeint.In mittelhochdeutscher Zeit war anstelle von stecken das Verb ›stoßen‹ gebräuchlich, es hieß also ›ein zil stôzen‹; so sagt man heute noch bairisch ›einen Waldgrund mit Eicheln bestoßen‹, wenn man ihn mit Eichen bepflanzt.Dem steht heute kein Stecken gerade wird festgestellt, wenn jemandem nichts recht zu machen ist und er an allem zu nörgeln hat. Vergleiche Holtei: »Der Marie-Luise steht auch kein Stecken gerade, wegen der Verdrüsse mit ihrem Junker und seiner Schwester‹ (›Erzählende Schriften‹ 15, 181). Elsässisch sagt man: ›Wenns dr nit gfallt, so steck'n Steckn drzu‹, um jemandes Kritik zurückzuweisen. Ironisch heißt es dort auch: ›Uf den kan mr sich verlasse wie uf 'n gebrochene Stecke‹, wenn man die Unzuverlässigkeit eines Menschen kennzeichnen will.Unter einer Decke stecken ⇨ Decke.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.