Tee

Tee
Im Tee sein: betrunken sein, närrisch, in ausgelassener Stimmung sein; Einen im Tee haben: betrunken sein; Tee gilt z.T. verhüllend für ›Schnaps‹; doch könnte Tee auch eine Abkürzung für Tran, ›Torkel‹ oder eine andere mit T oder D anlautende Bezeichnung der Trunkenheit sein.
   Jemandem etwas in den Tee getan haben: ihn betrunken, seinen Verstand verwirrt gemacht haben. In Norddeutschland ist ›Tee mit Rum‹ äußerst beliebt. Nimmt man dazu aber mehr als nur ›einen Schuß Rum‹, wirkt der Alkohol zu stark und berechtigt zu der Frage: ›Dir hab'n se wohl was in'n Tee getan?‹, Kaffee.
   Einen Tee geben bedeutete im 19. Jahrhundert: zu einer (abendlichen) Veranstaltung einladen. Die sogenannten ästhetischen Tees waren die von Literaten und deren Gönnern eingerichteten literarischen Leseabende mit Teebewirtung. Heinrich Heine schrieb darauf ein Spottgedicht (›Buch der Lieder‹):
   Sie aßen und tranken am Theetisch
   und sprachen von Liebe viel,
   Die Herren, die waren ästhetisch,
   die Frauen von zartem Gefühl.
Seinen Tee bekommen: das bekommen, was einem zusteht; ähnlich: Seinen Tee kriegen: barsch abgefertigt, zurückgewiesen werden.
   Laß dir Tee kochen oder Du kannst mir mal Tee kochen sind Ausdrücke der Abweisung. In abgewandelter Form begegnet uns diese Redensart auch in Kleists Lustspiel ›Der zerbrochene Krug‹, Vers 1679: Die Muhme sieht nachts Eve mit noch jemandem; sie hört Eve schimpfen und fragt daraufhin: »Was hast du! Was auch gibt's?« Doch da ihr Eve unbefriedigend antwortet, denkt sich die Muhme: »So koch dir Tee. Das liebt sich, denk' ich, wie sich andre zanken«.
   De Leeuwes Deutung dieser Stelle, über welche schon etliche Kleist-Kommentatoren gestolpert sind, ist sehr einleuchtend (S. 64): »Wir haben hier, wie so oft in diesem Lustspiel eine sprichwörtliche Redensart vor uns, und zwar eine Berliner Redewendung, die zur Familie des bekannten Götz-Zitates gehört«. Nach Wander (IV, 1143) ist dies in Berlin ein »höhnischer Ausdruck der Gleichgültigkeit«, quasi mit der Bedeutung ›Tu, was du willst, laß mich in Ruhe‹.
   Tee reiten: sich einschmeicheln.
   Tee nach China tragen: etwas Sinnloses tun.
   Abwarten und Tee trinken! abwarten.
• H.H.J. DE LEEUWE: ›So koch' dir Tee‹, in: Neophilologus 30 (1945), S. 6344; G. KAUFMANN (Hrsg.): Tee. Zur Kulturgeschichte eines Getränks. Altonaer Museum in Hamburg, Ausstel-
lungskatalog (Hamburg 1977).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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