Wicke

Wicke
In die Wicken gehen: verlorengehen; auch: entzweigehen ( Binse). Mundartlich ist die Redensart vielfach bezeugt: westfälisch ›wickn gan‹, sich aus dem Staube machen; niederdeutsch ›glîks in de Wicken gan‹, leicht aufgeregt werden.
   Schon mittelhochdeutsch bedeutet ›wicke‹ etwas Wertloses, Geringes, ein Nichts, wobei wohl an den den Erbsen gleichen, aber nicht verwertbaren Samen der Wickenschote gedacht wird: mittelhochdeutsch ›niht eine wicke‹, nichts (ebenso und gleichbedeutend: ›niht eine bône‹, niht eine nuz‹, ›niht ein riet‹, ›niht ein swam‹). »Böse ungezogene pauren ... geben weder umb gebott noch verbott nit ein wicken« (Wickram, Werke 3, 66 Lit.-Ver.). Im Liederbuch der Hätzlerin (II, 56, 260) heißt es auch im abschätzigen Sinn: »Nit dreyer wicken wert«.
   Seit frühneuhochdeutscher Zeit steht Wicke häufig in abwertendem Vergleich und bildlich als Gegenbegriff zu Weizen. Der Ansicht, die Redensart leite sich aus der Jägersprache, vom Untertauchen des Niederwildes in einem Wickenfeld, her, so daß es sich dem Auge des Jägers und dem Zugriff des Hundes entzieht, steht entgegen, daß die Wicken zur Jagdzeit gewöhnlich bereits abgeerntet sind. Vergleiche ähnliche Redensarten, wie ›In die Binsen, Erbsen, Rüben, Pilze, Nüsse, Fichten gehen‹.
• O. WEISE: In die Wicken gehen, flöten gehen und Verwandtes, in: Zeitschrift für hochdeutsche Mundarten 3 (1902), S. 211-217.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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