Wiesel

Wiesel
Wie ein Wiesel sein (arbeiten, laufen): rasch in seinen Bewegungen, überaus flink bei allen Arbeiten und Vorhaben sein, schnell reagieren können. Die Redensart steht als Verkürzung neben dem häufigen Vergleich Flink wie ein Wiesel sein.
   Der Name des Wiesels selbst kann als Sinnbild seiner munteren Beweglichkeit verstanden werden. H. Meier weist darauf hin, daß die verschiedenen Bezeichnungen des Wiesels in den romanischen Sprachen keine schmeichelhaften Tabunamen sind, wie vielfach angenommen, sondern Merkmale bezeichnet, die das Adjektiv flink umschreiben und von dem lateinischen Verb ›pendicare‹ (= sich schnell hin und her bewegen) abzuleiten sind. Nach Kluge gehört das hochdeutsche ›Wiesel‹ als Verkleinerungsform zu germanisch ›wis(j)o‹ = Iltis, das mit spätlateinisch ›vissio‹ = Gestank urverwandt ist. Demnach bezieht sich die deutsche Bezeichnung ebenfalls auf ein wichtiges Merkmal des Tieres, die Verbreitung eines unangenehmen Geruches, das es wie der größere Iltis besitzt.
   Seit der Antike bestehen mythische Vorstellungen vom Wiesel, das z.B. als dämonisches Wesen Krankheiten bringen und den Menschen seiner Stimme berauben kann. Darauf deutet bereits die altgriechische Redensart ›er hat ein Wiesel verschluckt, d.h. er hat seine Stimme verloren. Vergleiche französisch ›avoir un chat dans la gorge‹ und das deutsche ›Einen Frosch verschluckt haben‹.
   Die vor allem in Kärnten übliche redensartliche Umschreibung ›Sie ist von einem Wiesel gebissen worden‹ für eine bestehende Schwangerschaft weist auf die allgemeine erotische Bedeutung, die das Wiesel im Volksglauben besitzt. Diese beruht vor allem auf der antiken Vorstellung, daß das Wiesel durch das Ohr empfange und durch den Mund gebäre, was aber im Physiologus als umgekehrt angegeben wird. Im 16. Jahrhundert wurde deshalb auch der Wieselfuß im Liebeszauber benutzt.
• R. RIEGLER: Artikel ›Wiesel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 578 bis 600; M. HAKO: Das Wiesel in der europäischen Volksüberlieferung (= Folklore Fellows Communication 167) (Helsinki 1956); H. MEIER: »Flink wie ein Wiesel«. Ein Beitrag zur Entdämonisierung eines onomasiologischen Feldes, in: Lebende Antike, Symposium für Rudolf Sühnel, herausgegeben von H. Meller und H.-J. Zimmermann (Berlin 1967), S. 34-54.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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