Buckel

Buckel
hat neuhochdeutsch vielfach die Bedeutung von ›Rücken‹ angenommen; mittelhochdeutsch aber war ›buckel‹ zunächst die erhabene Rundung aus Metall auf der Mitte des Schildes. Die Übertragung des Schildbuckels auf die menschliche Gestalt (vermutlich über die Bedeutung ›Höcker‹) seit dem 15. Jahrhundert ist sicher zunächst als grober Spaß aufgefaßt worden: Der Buckel juckt ihn: er benimmt sich so, daß er bald Prügel erhalten wird. So bereits bei Luther; in Ludwig Uhlands ›Volksliedern‹ (249, 4) spricht der rauflustige Bauer:
   tut dich der buckel jucken,
   so lain dich her an mich!
Ähnlich schon bei Plautus in seinem Lustspiel ›Miles gloriosus‹ (II,4) »dorsus totus prurit« = der ganze Rücken juckt.
   Körperliche Mißbildung verleitet vor allem auch Kinder zu spöttischen Bemerkungen. Eine entsprechende Anspielung findet sich im Märchen (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 179):
   schau dich nicht um,
   dein Buckel ist krumm.
Ähnlich erscheint der Buckel in dem Sprichwort ›Der Bucklige sieht nicht seinen eigenen Buckel‹. Es handelt sich dabei um einen Hinweis auf die wenig erfreuliche Neigung des Menschen, nur auf die Fehler der anderen zu weisen, seine eigenen aber zu übersehen. Das kommt auch zum Ausdruck in dem sprichwörtlich: ›Wer selber eine Bürde trägt, braucht nicht über den Buckel anderer zu lachen‹.
   Jemandem den Buckel blaufärben: ihn so stark prügeln, daß er blaue Flecken bekommt, literarisch belegt in Schillers ›Räubern‹ (II,3): »eine Todesfackel ... die ihnen den Buckel braun und blau färben soll«; ähnlich niederdeutsch ›den Pückl smärn, den Pückl fläuen‹ (flöhen), durchklopfen. Einen breiten Buckel haben: viel aushalten können, ähnlich wie ›Einen breiten Rücken haben‹, Rücken; vgl. französisch ›avoir bon dos‹.
   Einen krummen Buckel machen: vor einem Vorgesetzten demütig Verbeugungen machen, vgl. ›Katzbuckeln‹, sich unterwürfig benehmen.
   Sich den Buckel frei halten: sich keine unnötige Last aufladen.
   Den Buckel hinhalten (müssen): ursprünglich wohl wörtlich gemeint: die einem anderen geltenden Prügel mit seinem Rücken auffangen; dann übertragen, vor allem soldatensprachlich, wenn die ›kleinen Leute‹ die Folgen dessen tragen müssen, was die Führenden entschieden haben.
   Etwas auf seinen Buckel nehmen: die Verantwortung für etwas auf sich nehmen, wobei die übernommene Aufgabe als beschwerliche Last empfunden wird. Ähnlich in der Redensart Viele Jahre auf dem Buckel haben: eine Last von Lebensjahren auf dem Rücken tragen (alte Leute gehen gebückt); z.B. Achtzig auf dem Buckel haben: achtzig Jahre alt sein. Vom Menschen auf das Auto übertragen auch 100.000 auf dem Buckel haben: 100.000 km gefahren sein.
   Steig mir den Bucke 'rauf!! und Rutsch mir den Buckel 'runter! sind weitverbreitete Wendungen, mit denen man Ablehnung und Verachtung ausdrückt. Der Wiener sagt ›Sie können mich Bucklkraxentragen‹, d.h. auf dem Rücken wie einen Rückenkorb tragen.
   Sich den Buckel voll lachen: kräftig lachen. Beim Lachen krümmt und windet sich der Mensch unter Umständen so, daß er wie bucklig aussieht; vgl. französisch ›se tordre de rire‹: sich vor Lachen winden; mundartlich auch ›sich die Hucke voll lachen‹; vgl. ›sich einen Ast lachen‹ und niederländisch ›zich een bochel lachen‹. Obersächsisch ›Dar hot sich keen Buckel gefolln‹, er ist nicht zu Schaden gekommen, Hucke.
• H.J. UTHER: Artikel ›Buckel, Buckliger‹, in: Enzyklopädie des Märchens 11, Spalte 977-980.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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