- Butter
- Dastehen (oder bestehen) wie Butter an der Sonne: nicht standhalten, versagen, vor Scham vergehen. Die Redensart wird besonders auf einen angewandt, der mit seiner Klugheit ratlos dasteht oder mit seinem Prahlen und seinen Unschuldsbeteuerungen vergebens zu bestehen sucht. Sie findet sich schon öfters bei Luther: »das ich da stehen muste wie butter an der sonne«, später auch in dem Lustspiel ›Hans Pfriem‹ von Hayneccius, 1582 (V. 2029):Da du mit deiner Weisheit kunstWie butter an der Sonne bestunstund in Kirchhoffs ›Wendunmuth‹: »und bestund dieser, der ein procurator sein will, wie butter an der sonn«. So noch bei Goethe (›Götz von Berlichingen‹): »Es macht warm in der Nähe, und wir stehen da wie Butter an der Sonne«.Butter auf dem Kopf haben: etwas angestellt haben und sich daher genieren; ein schlechtes Gewissen haben. Die Redensart hat sich als Kurzform aus dem Sprichwort entwickelt: ›Wer Butter auf dem Kopf hat, soll nicht in die Sonne gehen‹ (Die Bauernfrauen brachten früher die Butter in einem Korb, den sie auf dem Kopf trugen, zu Markt). Vgl. noch das niederländische Sprichwort ›Wie boter op zijn hoofd heefd, moet niet in de zon lopen‹.Ihm fällt die Butter vom Brot: er wird enttäuscht, er verliert den Mut und beginnt die Sache für aussichtslos zu halten. Wem die Butter vom Brot auf den schmutzigen Boden fällt, der verliert das Beste von seinem Butterbrot, und es vergeht ihm die Lust, weiterzuessen. So sagt Goethe in seinen ›Zahmen Xenien‹:Heiliger, lieber Luther,Du schabtest die ButterDeinen Kollegen vom Brot,Das verzeihe dir Gott!Verwandt ist die Redensart Sich die Butter vom Brot nehmen lassen: sich übervorteilen lassen. So z.B. bei Bismarck: »Das Kriegsministerium, an dessen Spitze ein Herr stand, der am allerwenigsten geeignet war, sich, wie man sagt, die Butter vom Brote nehmen zu lassen, der Feldmarschall Graf Roon«. Vgl. niederländisch ›zich da kaas niet van het brood taten eten‹. Ähnliche Bedeutung hat die Redensart: ›Sich nicht unterbuttern lassen‹: nicht kleinkriegen lassen (⇨ klein).Auch in anderen bildlichen Wendungen bedeutet Butter das Angenehme, Nützliche: Das ist (wär') ein Stück Butter im Brei: unvermutetes, unverhofftes Glück.Butter bei den Fischen haben: gut leben, Geld haben (niederdeutsch ›Hat dai ok bueter bi de fische?‹, hat er auch Geld?). Die Buttertunke gehört zum Fischgericht hinzu. Wer sie ausläßt, läßt etwas Wesentliches aus; daher die Aufforderung Butter bei die Fische!: mach keine halben Sachen; an der Mosel bedeutet die gleiche Wendung: Der Wein geht nur gegen Bezahlung aus dem Keller. Vgl. auch französisch ›mettre du beurre dans les épinards‹ (wörtlich: Butter zum Spinat tun): seine finanzielle Lage bessern. Jüngere Redensarten mit Butter sind: Jemandem die Butter auf dem Brot nicht gönnen: Neidisch sein; Er verdient nicht die Butter auf dem Brot: er ist faul und nichtsnutzig; Einem Butter aufs Brot streichen: ihn umschmeicheln, ihn für sich zu gewinnen suchen; Das geht ab (weg) wie Butter: es geht leicht und ebenso schnell, wie Butter in Notzeiten verkauft wird.Es ist alles in (schönster) Butter: es ist alles in bester Ordnung, d.h., es ist alles mit guter Butter zubereitet, nicht mit billigerem Fett. Wahrscheinlich versteckt sich hinter der in Berlin aufgekommenen Redewendung der Konkurrenzkampf zwischen Butter und Margarine, die erst nach 1875 fabrikmäßig in Deutschland hergestellt und vor allem nach dem 1. Weltkrieg im deutschen Haushalt eingeführt wurde.Aus der Fülle mundartlicher Redewendungen seien erwähnt: elsässisch ›Dem will i sagn was de Butter giltet‹, ich will ihm gründlich die Meinung sagen; niederrheinisch ›Dat es Botter an den Galgn geschmert‹, das ist Hilfe für einen Unwürdigen; vgl. niederländisch ›Boterje tot de Galg toe‹; obersächsisch ›Dir wird keene (braune) Butter drangetan‹, es werden keine besonderen Umstände mit dir gemacht: schleswig-holsteinisch ›He kriggt Botter in die Brie‹, er bekommt ein gutes Essen; ostpreußisch ›He ös so flau as ongesolten Botter‹, er ist fade und langweilig, von der Vorliebe der Ostpreußen für gesalzene Butter herstammend.Er schneidet die Butter bis auf den Teller: er nimmt seinen Vorteil wahr (Eifel). Vgl. französisch ›Il met la main a l'assiette au beurre‹ (wörtlich: Er legt die Hand an die Butterschüssel).›Hand von der Butter!‹ Die Entstehung dieser Zurechtweisung liegt noch gar nicht so lange zurück. Wenn die Bauern zum Markttag ihre Butter ausbreiteten, pflegten die Hausfrauen an den Ständen vorbeizugehen und allenthalben eine Kostprobe zu ›prockeln‹. Die ihnen schmackhafteste kauften sie hernach. Als dann die ›Hygiene‹ aufkam, brachten die Bauern einen kleinen Löffel zur Entnahme der Probe mit. Aber viele Ältere erinnern sich noch an den Zuruf: »Hand vonne Bottern!«Es schneidet wie in Butter: es läßt sich sehr leicht schneiden; vgl. französisch ›Cela rentre comme dans du beurre‹.Die Redensart Er verspricht mehr Butter als Brot heißt: er verspricht mehr, als er halten kann; vgl. französisch ›promettre plus de beurre que de pain‹.Ist einem das Glück nicht günstig, sagt man Es bleibt keine Butter auf seinem Brote liegen vgl. englisch ›No butter will stick to my bread‹.Auch das Anschneiden der Butter ist mit sprichwörtlichen Redensarten verknüpft, z.B.:Wer die Butter schneidet an,kriegt sieben Jahre keinen Mann,oder:Wer anschneidet die Butter,wird in sieben Jahren weder Vater noch Mutter.Die Variationsmöglichkeiten sind sehr groß, je nachdem mit welchem Wort die erste Zeile endet. Schließt sie z.B. auf ›an‹, bekommt die Frau einen buckligen, guten, alten, reichen oder möglicherweise auch gar keinen Mann:Schneide nicht die Butter an,sonst bekommst du keinen Mann.Endet die erste Zeile auf ›Butter‹, dann bezieht sich die Voraussage auf die böse, bucklige oder sonstwie geartete Schwiegermutter.Butterfahrten machen: zollfrei einkaufen. Auf Schiffen, die die eigenen Hoheitsgewässer verlassen, dürfen unversteuerte Waren verkauft werden. Findige Schiffseigner organisieren daher Fahrten in den nächsten ausländischen Hafen (wo aber nur kurz angelegt wird), wodurch diese Bedingung erfüllt wird. Die Menschen fahren aber nur mit, um unterwegs ursprünglich Butter, heute meist Alkoholika und Tabakwaren einzukaufen.• WANDER I, Spalte 521-525; F. ECKSTEIN: Artikel ›Butter‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens I, Spalte 1723-1763; O. HAUSCHILD: »Butter auf dem Kopfe haben«, in: Muttersprache 44 (1929), S. 14-15, 128-129; H. BITTNER: »Butter auf dem Kopfe«, in: Muttersprache 44 (1929), S. 300; P.V.D. WIJNGAERT: »'t is boter aan de galg«, in: Mechelsche Bijdragen 1 (1934), S. 53-54; A.A. ROBACK: »Butterside up«, in: American Spech 30 (1955), S. 307; J.V.D. VLYMINCK: »Van een goed boterjaar«, in: Gedenkschriften betreffende de Heerlijkheid Esschen-Calmpthout-Huybergen 13 (1956), S. 44; N.E. OSSELTON: »Butter for fish«, in: English Studies 38 (1957), S. 266-267; G. GROBER- GLÜCK: Motive und Motivationen in Redensarten und Meinungen (Marburg 1974), I, S. 273-275.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.