- Dichtung
- Frei im Dichten und Denken: eine geflügelte Wendung, die auf den hohen Anspruch hinweist, den die Dichter aller Zeiten für sich beanspruchten und der allgemein als ›Dichterische Freiheit‹ bekannt wurde. Goethe drückt das 1790 im ›Tasso‹ (IV, 2) mit folgenden Worten aus:Frei will ich sein im Denken und im Dichten,Im Handeln schränkt die Welt genug uns ein.Die Wortverbindung Dichten und Trachten: Denken und Handeln geht auf die Übersetzung von Gen 6, 5 zurück: »Da aber der Herr sah, daß der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn ...«; vgl. Gen 8, 2 1: »Das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf«. Die beiden Verse werden meist verschmolzen: ›Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ...‹ Die Verbindung ›Dichten und Trachten‹ steht auch in Jes 59, 13. Durch den Einfluß von Luthers Bibelübersetzung hat sich die Verbindung ›Dichten und Trachten‹ bis heute erhalten.Auch in der profanen Literatur begegnet die Wendung des öfteren, unter anderem bei G.R. Weckerlin in: ›Geistliche und weltliche Gedichte‹ [1648]:von schwerem krieg und groszen schlachtenist all ihr dichten und ihr trachten.Goethe bemüht sich dagegen um eine ›richtige‹ Einschätzung des Dichtens. Seine ›Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des Westöstlichen Divans‹ (1819) tragen das Motto:Wer das Dichten will verstehen,Muß ins Land der Dichtung gehen;Wer den Dichter will verstehen,Muß in Dichters Lande gehen.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.