durchtrieben

durchtrieben
Durchtrieben sein wurde zunächst in der Bedeutung ›erfahren, geschickt sein‹ gebraucht, eigentlich: bei der Treibjagd davongekommen sein, nahm aber dann auch den Sinn von ›verschlagen, listig sein‹ an, so z.B. bei Johannes Ayrer:
   ein weib ist listig wie ein fuchs
   durchtrieben wie ein gehetzter Luchs.
Die meisten literarischen Belege beziehen sich jedoch auf ›Erzschelme‹, die etwas aushecken. Im ›Eulenspiegel‹ (1519) heißt es in der Vorrede: »ein behender, listiger und durchtribner ein bauren sun«, und an anderer Stelle (47): »mit durchtribner schalkheit was Ulenspiegel geweihet«. H.W. Kirchhoff spricht in ›Wendunmuth‹, 1581 (406) von »durchtrieben bübereien«.
   Bei einigen Autoren erscheint die Wendung sowohl in positiver wie auch in negativer Hinsicht.
   Auffallend ist, daß der Begriff ›durchtrieben‹ in früheren literarischen Belegen sehr häufig für Politiker gebraucht wird, und vor allem, daß er seit langem nur noch in der negativen Bedeutung bekannt ist. Heute wird er auf jedermann bezogen, und zwar immer im negativen Sinne: ›Ein durchtriebenes Bürschchen‹, ›Ein durchtriebener Kerl‹ in der Bedeutung: raffiniert, ›Mit allen Wassern gewaschen‹, Wasser.
   In sprichwörtlichen Vergleichen der schwäbischen Mundart wird durchtrieben zum Teil ganz wörtlich verstanden: durchtrieben wie eine Erbsensuppe, wie Buttermilch.
• L. Röhrich und G. Meinel: Redensarten aus dem Bereich der Jagd und der Vogelstellerei, S. 318.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • durchtrieben — durchtrieben: Das Wort ist das in adjektivischen Gebrauch übergegangene 2. Partizip von mhd. durchtrīben »mit etwas durchdringen, setzen« (vgl. ↑ treiben), das schon im 13. Jh. den tadelnden Sinn »listig, gerissen« annimmt. Siehe auch den Artikel …   Das Herkunftswörterbuch

  • Durchtrieben — Durchtrieben, Durchtriebenheit, S. Durchtreḯben …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • durchtrieben — ↑raffiniert …   Das große Fremdwörterbuch

  • durchtrieben — AdjPP std. (13. Jh.) Stammwort. Es handelt sich um das Partizip Präteriti von mhd. durchtrīben Vst. durchziehen, (geistig) durchdringen, erfüllen , das schon mittelhochdeutsch neben von etwas ganz erfüllt, durchdrungen auch verschlagen, abgefeimt …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • durchtrieben — Adj. (Oberstufe) eine listige Schläue erkennen lassend Synonyme: abgefeimt, verschlagen, ausgefuchst (ugs.), ausgekocht (ugs.), gerissen (ugs.), gewieft (ugs.), schlitzohrig (ugs.), ausgebufft (ugs.) Beispiel: Er ist ein durchtriebener… …   Extremes Deutsch

  • durchtrieben — verschlagen; heimtückisch; clever; tückisch; listig; pfiffig; schlau; gerissen; hinterlistig; ausgefuchst (umgangssprachlich); ausg …   Universal-Lexikon

  • durchtrieben — abgefeimt, bauernschlau, clever, raffiniert; (österr.): gefinkelt; (ugs.): ausgefuchst, ausgepicht, gefuchst, gerieben, gerissen, gewieft, schlitzohrig; (österr. ugs.): gehaut; (salopp, häufig abwertend): ausgebufft; (abwertend): verschlagen;… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • durchtrieben — durch·trie·ben Adj; pej; auf eine unangenehme (heimtückische) Weise schlau ≈ gerissen, raffiniert: Er ist ein durchtriebener Bursche! || hierzu Durch·trie·ben·heit die; nur Sg …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • durchtrieben — durchtriebenadj 1.verschlagen,lebenserfahren,schlau.Gehörtzu»durcheinSiebtreiben«undalsoanalogzu»⇨abgefeimt«.SeitmhdZeit. 2.abgesucht;genauermittelt;gefahrlos;feindfrei.StammtausderJägersprache:beiderTreibjagdwirdderWalddurchzogenunddasWildzusamme… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • durchtrieben — durchdrevve …   Kölsch Dialekt Lexikon

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