- Ebbe
- Das regelmäßige Fallen des Seewassers wird an der Nordsee Ebbe genannt. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird Ebbe auch in übertragener Bedeutung angewendet, besonders in der Redensart: Bei mir ist Ebbe (in der Kasse): ich leide an Geldmangel; 1772 bezeugt bei Martin Wieland: »weil seine Finanzen sich dammahls in der niedrigsten Ebbe befanden«, 1801 in Schillers ›Jungfrau von Orleans‹ (I, 2):Die hohe Flut des Reichtums ist zerflossen,Und tiefe Ebbe in deinem Schatz.Bezeichnenderweise kennt die Umgangssprache nicht den Gegensatz ›Flut in der Kasse‹. Die ›tiefe Ebbe‹ heißt in der schleswig-holsteinischen Mundart ›holle Ebb‹, daher übertragen ›Dat is holl Ebb‹, es ist nichts zu machen. Er läßt Ebbe und Flut verlaufen: er läßt die günstige Gelegenheit ungenutzt vorübergehen; der Gegensatz dazu ist: Er weiß Ebbe und Flut wohl zu nutzen; in den Niederlanden sind Redensarten mit Ebbe und Flut ebenfalls verbreitet; z.B. ›Het komt als ebbe en vloed‹, es geht wie Ebbe und Flut, d.h. regelmäßig; ›hij is aan het ebben‹, sein Leben geht zu Ende, ⇨ Flut.• O.G. SVERRISDÓTTIR: Land in Sicht (Frankfurt/M. 1987), S. 174-176.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.