Fahne

Fahne
Zur Fahne schwören: sich zu einer gewissen Ansicht bekennen, ursprünglich auf die Fahne des Herrn schwören, dem man Treue gelobt, vgl. ›Fahneneid‹; daher auch: der Fahne folgen oder Bei der Fahne bleiben: einer Sache treu bleiben, z.B. niederdeutsch ›De Fahn nich verlaten‹, seinem Dienst treu bleiben.
   Wer nicht bei der Fahne (redensartlich bei der ›Stange‹) blieb, mußte mit schwerer Bestrafung rechnen; seit dem frühen Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein mit Ehrverlust und schimpflichem Davonjagen, in späterer Zeit sogar mit dem Tode. Nur Militärbeamte schwuren nicht zur Fahne, konnten daher auch keine Fahnenflucht begehen bzw. sich ›meineidigen Entweichens‹ schuldig machen.
   Die Redensart wird heute meist im übertragenen Sinne gebraucht, ähnlich wie die Wendung: ›mit fliegenden Fahnen zu jemandem (etwas) übergehen, (überlaufen)‹: plötzlich seinen Entschluß ändern und sich der anderen Seite oder Meinung anschließen. Etwas auf seine Fahne schreiben: sich etwas zum Ziel nehmen, ›Auf sein Panier schreiben‹, Stange. Vgl. G. Kellers ›Fähnlein der sieben Aufrechten‹.
   Die Fahne nach dem Wind drehen (hier ist die Wetterfahne auf Turm oder Dach gemeint): häufig seine Meinung ändern, unbeständig sein; schon im 16. Jahrhundert bei Kirchhofer: »Er ist wie das Fähnlein auf dem Dach« ( Mantel). Vgl. französisch ›changer d'idée comme de chemise‹ (wörtlich: seine Meinung wie sein Hemd wechseln).
   Eine jüngere Wendung ist eine Fahne haben: nach Alkohol riechen, wohl in Anlehnung an die Rauchfahne gebildet.
   Ein billiges Fähnchen tragen: ein Kleid von minderwertiger Stoffqualität anhaben. Der Begriff ›Fähnchen‹ ist als verächtliche Wendung für ein billiges Kleid schon seit der frühen Neuzeit allgemein bekannt, Lappen.
• W. MÜLLER-BERGSTRÖM: Artikel ›Fahne‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens II, Spalte 1120-1123; A. ERLER: Artikel ›Fahne‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 1037-1038; W. HÜLLE: Artikel ›Fahnenflucht und Feigheit‹, in: Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte I, Spalte 1038-1042; Strafjustiz in alter Zeit (Rothenburg 1980), S. 312.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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Synonyme:

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  • Fahne — (Banner, Flagge, Standarte), ein Stück Zeug (Fahnenblatt oder Fahnentuch) an dem Fahnenstock oder der Fahnenstange befestigt. Der Zweck der Fahnen ist entweder ein kriegerischer, ein kirchlicher oder ein rein dekorativer und richtet sich danach… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Fahne — Fahne: Das gemeingerm. Wort mhd. van‹e›, ahd. fano, got. fana, aengl. fana, aisl. ‹gunn›fani hat die Grundbedeutung »Tuch« (die noch in ahd. Zusammensetzungen wie halsfano »Halstuch« erscheint). Es führt mit den urverwandten Wörtern lat. pannus… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Fahne [1] — Fahne, 1) ein an einer Stange (Fahnenstange) befestigtes, jetzt meist in Quadrat geschnittenes, durch Farbe od. Bilder ausgezeichnetes Stück Zeug (Fahnenblatt); zunächst Versammlungs u. Schlachtzeichen der Truppen. In ältester Zeit hatten die… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fahne [2] — Fahne (Spanische F., Arctia plantaginis), Nachtschmetterling, s.u. Bärenvogel …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fahne — (Bot.), so v.w. Vexillum 6) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Fahne [1] — Fahne (mittelhochd. vane, van, althochd. fano, »Tuch«), ein durch Farbe oder Bild in die Augen fallendes Stück Zeug an einer Stange, diente schon den ältesten Völkern auf ihren Kriegszügen neben andern Feldzeichen zur Unterscheidung der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fahne [2] — Fahne, in der Botanik das nach hinten gerichtete Blumenblatt der Schmetterlingsblüte. In der Buchdruckerei Bezeichnung des Korrekturabzugs eines noch nicht zu Seiten (Kolumnen) verarbeiteten (umbrochenen) Streifens Schriftsatz. Der langbehaarte… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Fahne — Fahne, ein weißes oder farbiges, mit Bild oder Stickerei verziertes Stück Zeug an einer Stange, als militär. Feldzeichen neben den sinnbildlichen Darstellungen von Tieren (Drache, Taube, Adler) schon im Altertum in Gebrauch; Konstantin d.Gr.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fahne [2] — Fahne, Teil der Schmetterlingsblüte (s. Leguminosen); in der Buchdruckerei ein Abzug eines längern Stückes Schriftsatz vor dem Umbrechen in Kolumnen; der langbehaarte Schwanz (Rute) von Jagdhunden; als Teil der Vogelfeder, s. Federn …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Fahne [1] — Fahne , Feldzeichen an einer Stange befestigt, in der Regel ein viereckiges Stück Seidentuch, mit Emblemen versehen u. verschieden geziert, seit uralter Zeit als Pfand der kriegerischen Ehre und bei den Römern selbst als Heiligthum betrachtet.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Fahne [2] — Fahne, in der Buchdruckerei Correctur Abzug eines Satzes bevor er in Columnen geordnet (umbrochen) wird …   Herders Conversations-Lexikon

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