- anders
- Ja, Bauer! das ist ganz was anders (›Was anders ist des Schulzen Kuh!‹); so (oder ähnlich) lautet die Pointe eines volkstümlichen Schwankes, die sich als Redensart verselbständigt hat. Sie ist heute noch vielerorts bekannt, meist ohne daß die zugrunde liegende Schwankerzählung noch bewußt ist.Als Erklärung der Redensart erzählt man sich z.B. an der Fränkischen Saale folgende Geschichte: »Einem Häcker wurde vom Ochsen des Amtmanns die einzige Kuh getötet. Er lief zum Amtmann und sagte: Haltens z'Gnaden, Herr Amtmann, mei' Kuh hat Ihne Ihre Ochse tot gestoße. – So, rief der Amtmann, dann fälle ich das Urteil, daß der Schaden sofort in Geld zu ersetzen ist; mein Ochse kostet 15 Karlin (à 11 Gulden). – Haltens zu Gnaden, Herr Amtmann, sagte jetzt der Häcker pfiffig, ich han mich versproche, es is umgekehrt, Ihne Ihr Ochs hat mei Kuh totgestoße; sie hat mich 9 Karlin kost; ich will mei Geld. – Da rief der Amtmann: Ja, Bauer, das ist was ganz anderes!«Der Schwank ist verschiedentlich literarisch bearbeitet worden, z.B. in Karl Wilh. Ramlers (1725-98) Fabel ›Der Junker und der Bauer‹. Ihre unmittelbare Quelle ist die Fabel Michael Richeys ›Duo cum faciunt idem, non est idem‹. Fritz Reuter hat in seinen ›Läuschen un Rimels‹ den Stoff ebenfalls literarisch bearbeitet.Der Schwank ist alt und kommt in verschiedenen Sprachen vor. Den ältesten bekannten Beleg bietet Erasmus von Rotterdam in ›Ecclesiastae sive de ratione concionandi‹ (2. Ausgabe 1536, S. 454); Martin Luther erzählt den Schwank 1546 in seinen ›Tischreden‹ (Eisleben 1566, S. 612), aber schon Philipp Melanchthon hörte in Tübingen Kolleg bei einem Professor der Rechte, der bei einem jeden Fall, wo das Recht des Niederen zugunsten des Mächtigen gebeugt wurde, zu sagen pflegte: »Das ist des Schultheißen Kuh!«• A.L. STIEFEL: Sprichwörter-Anekdoten aus Franken, in: Zeitschrift für Volkskunde 18 (1908), S. 447f., Nr. 4; L. RÖHRICH: Sprichwörtliche Redensarten aus Volkserzählungen, S. 253f.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.