- fünf
- Nicht bis fünf zählen können: ein großer Dummkopf sein. Schon im römischen Altertum kannte man eine ähnliche Redensart, so z.B. bei Plautus: »nescit, quot digitos habet in manu« (= er weiß nicht, wieviel Finger er an der Hand hat). Die fünf Finger der Hand waren dem Menschen der erste Anhaltspunkt für das Zählen. Die Wendung taucht schon in der spätmittelhochdeutschen Literatur auf, z.B. bei dem Tiroler Dichter Oswald von Wolkenstein (1367-1445):darunder manger ist betäubtdas er nit fünfe zelen kan.Dagegen ist der gar nicht so dumm, »wer wol fünf zehlen« kann (G. Henisch: ›Teutsche Sprach und Weisheit‹ [1616], 1289). Die Dummheit kann auch bloß vorgetäuscht sein, daher elsässisch ›E Gsicht mache, as könnt mo nit bis uf fünf zähle‹. Vgl. französisch ›ne pas savoir compter jusqu'à dix‹ (zehn).Fünf gerade sein lassen: es nicht so genau nehmen, nachsichtig sein; thüringisch auch ›dreizehn gerade sein lassen‹. 1639 bei Lehmann S. 786 (›Vergleichen‹ 4): »Man muß das krumme ins schlim (mittelhochdeutsch slimpschief) schlagen, so wirds eben. Man muß bißweilen lassen fünff gerade seyn«. In der ›Zimmerischen Chronik‹ (II, 300) wird erzählt, daß einem sein Weib untreu geworden sei und daß er sie deshalb hätte anklagen sollen. »Aber derselbig guet herr het ein verdewigen magen, sahe durch die finger, ließ fünf gerad sein«.In der heutigen Mundart wird die Redensart oft noch mit Zusätzen versehen wie schwäbisch ›Der läßt fünf grad sein und sechse krumm‹, oder ›... und elf ein Dutzend‹; obersächsisch ›Das ist mir fünfe‹, es ist mir gleichgültig. Fünf steht oft verkürzt für die fünf Finger, die fünf Sinne usw. in den Redensarten: ›Alle fünfe ablecken‹, ›Alle fünfe danach ausstrecken‹, schwäbisch ›einem fünfe austun‹, eine Ohrfeige geben, ›seine fünfe nicht mehr beisammen haben‹, verrückt sein. Andere schwäbische Redensarten sind: ›alle fünf Finger lang‹: alle Augenblicke; ›dasitzen wie fünf Nüsse‹: einen ziemlich unbedarften Eindruck machen. ›Du bisch au kei 5 Stund weiter als i‹, d.h. nicht vornehmer. ›Etwas an (bei) fünf Zipfeln halten (hebe)‹, meist mit dem Nachsatz: ›und's hat eben doch nur vier‹: Zuviel des Guten tun.›Z'Mettinge isch faife grad‹: der Kirchturm von Mettingen hat vier flankierende Türme, d.h., es ist ein Fünfturmgebilde mit vier geraden Seiten. Die Mettinger heißen deshalb ›Fünfegradler‹. Ähnlich verhält es sich mit dem Esslinger Kirchturm, nach dem ein Wein ›Feifegräder‹ genannt wurde, ⇨ vier.Setz dich auf deine fünf Buchstaben ⇨ Buchstabe.An die fünf Buchstaben ist ebenfalls gedacht in der mitteldeutschen Redensart Du kannst mich fünfern: du kannst mich gern haben, bekannt auch mit dem Zusatz: ›dann hast du um sechs Feierabend‹.Das fünfte Rad am Wagen ⇨ Rad.›Die fünfte Kolonne‹: Spionage- und Sabotagetrupp. Die Wendung stammt vom Franco-General Mola, der im Spanischen Bürgerkrieg auf die Frage, welche seiner vier Kolonnen das von den Republikanern verteidigte Madrid einnehmen werde, antwortete: »die fünfte Kolonne«. Damit meinte er die in der Stadt befindlichen Anhänger Francos.Seine fünf Sinne nicht mehr ganz beisammen haben: nicht ganz normal sein, ⇨ Sinn.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.