- Geld
- Kein Geld, keine Schweizer: nichts ohne Gegenleistung; auch in der gereimten Form: ›Keine Kreuzer, keine Schweizer!‹ Ebenso französisch ›point d'argent, point de Suisse‹, niederländisch ›geen geld, geen Zwitsers‹. Die Redensart geht in die Zeit zurück, als Schweizergarden an vielen Höfen Europas gehalten wurden und Schweizer als Reisläufer in aller Herren Heeren dienten. Sie waren auf pünktliche Zahlung ihres Soldes bedacht und ließen z.B. Franz I. 1521 bei der Belagerung von Mailand durch Karl V. im Stich, als er sie nicht mehr bezahlen konnte. Gebucht ist die Redensart zuerst 1711 in J. Rädleins ›Europäischem Sprachschatz‹ (I, 346b): »Kein Geld, kein Schweitzer, wo kein Geld ist, da dient man nicht«.Geld bei etwas herausschlagen: viel verdienen, geht auf die Zeiten zurück, in denen es noch keine Münzprägemaschinen gab und die Münzen mit der freien Hand aus dem Metall herausgeschlagen wurden. Die Wendung bedeutet also ursprünglich: aus einer Metallmenge durch Prägeschlag viele Münzen gewinnen. Vgl. auch die neuere Weiterbildung der Redensart zu ›Kapital aus etwas schlagen‹, Gewinn herausholen; vgl. französisch ›se faire de l'argent avec quelque chose‹.Die Zwillingsformel: Geld und Gut steht stellvertretend für Reichtum und Besitz. Sie ist besonders geläufig geworden durch das 1776 von Miller gedichtete Lied ›Zufriedenheit‹ (komponiert von Mozart, aber erfolgreicher von Neefe), dessen Anfang lautet:Was frag' ich viel nach Geld und Gut,Wenn ich zufrieden bin.Vgl. auch Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 88, 101, 108, 181, Anh. 4, Anh. 28).Für Geld und gute Worte; vgl. französisch ›avec de l'argent et de belles paroles‹; meist negativ: nicht für Geld und gute Worte: auf keinen Fall, um keinen Preis; verkürzt aus dem älteren Sprichwort ›Für Geld und gute Worte kann man alles haben‹; vgl. französisch ›pas pour une fortune‹ (wörtlich: nicht um ein Vermögen).Sein gutes Geld hergeben: mit Geld bezahlen, das seinen vollen Wert hat. Das kostet ein gutes Geld: das ist sehr teuer, Das kostet eine Stange Geld, ⇨ Stange. Die Wendung begegnet unter anderem bei N. Manuel (›Barbali. Eyn gespräch‹ [1526], 112 B): »das kostet mich ein gutes geld«, ferner bei G.W. Weckerlin (Geistliche und weltliche Gedichte, 1648): »wa sie dafür gab gut par gelt«.Sein Geld unter die Leute bringen: kauflustig sein, das Verdiente rasch wieder ausgeben.Ähnliche Bedeutung besitzt das bei Sebastian Franck (›Sprichwörter‹ [1541], 1,118) belegte Sprichwort: ›gelt gehört under dwelt‹.Das bekannte Sprichwort ›Geld regiert die Welt‹ ist in gleicher Formulierung ebenfalls bei Franck (2, 61) verzeichnet. Ähnlich drückt es Sebastian Brant im ›Narrenschiff‹ (46.51) aus: »all ding dem gellt sind underthon«.Das läuft ins Geld: Es kostet viel; Das wächst ins Geld: die Unkosten steigen zusehends.Viele Redensarten sprechen vom Verhältnis des Geizhalses zum Geld: Er ist dem Gelde gut, er sitzt auf seinem Geld, er ist ein richtiger Geldsack, er sitzt auf dem Geld wie der Teufel auf der armen Seele.Wenn ein Reicher eine Reiche heiratet, heißt es: Da kommt Geld zum Gelde. Ist das Geld dagegen nur auf einer Seite zu suchen, so wird das meist ausgedrückt durch die Wendung eine Geldheirat machen: eine reiche Frau heiraten, wie z.B. der Ehemann, der im Emblembuch des Gabriel Rollenhagen ([1583], Bd. I, Nr. 71) abgebildet ist. Das Emblem trägt das Motto: »Non te sed nummos: nicht dich, sondern dein Geld (liebt der schändliche Kerl ...)«.Der Reiche hat Geld wie Heu, wie Dreck, er schwimmt im Gelde; schleswig-holsteinisch ›He sitt stief vull Geld‹; vgl. französisch ›Il est tout cousu d'or‹ (wörtlich: Die Nähte seiner Kleider sind alle aus Gold); er kann sein Geld mit Scheffeln messen, wie es der arme Bruder im Märchen vom Simeliberg (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 142) tatsächlich tut; davon abgeleitet auch Geld scheffeln und ›scheffeln‹, scheffelweise Geld verdienen (vgl. schwäbisch ›Bei dem kamr 's Geld im Simri messe‹). Der Arme dagegen hat Geld wie ein Frosch Haare.Das Geld springen lassen, von der großzügigen Bewegung, mit der das Geld auf den Tisch geworfen wird. Ähnlich auch die Wendung: ›Das Geld in der Tasche springen lassen‹ (z.B. Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 83).Bei Zahlungen schob man das Geld auch geschickt über den Tisch vor den Empfänger, daher jemandem Geld vorschießen. Der Kehrreim einer Arie aus dem Schluß der Operette ›Der Bettelstudent‹ (1882) von Karl Millöcker »Alles für mein Geld« ist eine weitverbreitete Redensart geworden, ohne daß den meisten Sprechern der Zitatcharakter der Wendung noch bewußt wäre. Den Text haben F. Zell (d.i. Camillo Walzel) und Richard Genée verfaßt.Dazu hat Buchholtz kein Geld ⇨ Buchholtz.Die ›Geldschneiderei‹ zur Bezeichnung des Übervorteilens geht zurück auf die Tatsache, daß noch bis ins 17. Jahrhundert die Münzen aus dem Silberblech, der ›Zain‹, mit der ›Benehmschere‹ herausgeschnitten und anschließend geprägt wurden. Die negative Bedeutung verdankt der Begriff allerdings der besonders in den ersten Jahren des Dreißigjährigen Krieges bei Geldwechslern üblichen Praktik, durch Beschneiden der Münzränder den Edelmetallwert der Münzen zum Zwecke des eigenen Verdienstes zu mindern. Auf demselben Hintergrund ist die Redensart zu sehen: Das schneidet ins Geld: das stellt eine große finanzielle Belastung dar.Der scheißt Geld, der kann Geld scheißen: er verdient, besitzt viel Geld. Die Redensart schließt wohl an die Vorstellung vom Schlaraffenland an, wo auch der Gelderwerb mühelos ist; vgl. französisch ›Il a de l'argent plein les poches‹ (wörtlich: Er hat die Taschen voller Geld). Vgl. auch den Goldesel im Märchen vom ›Tischlein deck dich‹ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 36) und die Volksglaubensvorstellung des ›Dukatenmännchens‹ bzw. ›Dukatenscheißers‹, entsprechend auch den Wunsch ›Einen Geldscheißer (Dukatenscheißer) müßte man haben‹. Häufiger findet sich die Redensart Du denkst wohl, ich könnte (das) Geld scheißen: aus dem Ärmel schütteln. Die Wunschvorstellung von einem Tier, das einem bei Bedarf Geld scheißt, ist mehrfach auch bildlich dargestellt worden.Mit dem Geld herumwerfen: verschwenderisch sein, häufiger: Das Geld (mit vollen Händen) zum Fenster hinauswerfen: es unnütz vergeuden; die Slowenen sagen statt dessen ›das Geld in die Drau werfen‹; niederländisch ›het is geld in het water geworpen‹; französisch ›jeter l'argent à pleines mains‹, oder besser ›... par les fenêtres‹. Im Niederdeutschen kennt man die Redensart ›Dat geiht ut'n groten Geldbüdel‹, das geht auf Staatskosten.Etwas oder jemand ist nicht mit Geld zu bezahlen: sehr wertvoll, unentbehrlich.Die Wendung Sein (ihr) Geld wert sein wird heute scherzhaft auf Personen bezogen, und zwar dann, wenn sie die erwartete Leistung erbringen. In früherer Zeit wurde sie zumeist für Sachgüter verwendet, wie aus einem Vers aus dem ›Trojanischen Krieg‹ von Herbort v. Fritzlar (861ff.) hervorgeht, in dem außerdem die Redensart zu Geld kommen begegnet:verwunden hette ir (der fürsten) lantbeide roup unde brant,sie wàren (wieder) kumen zù geldean walde und an gevelde,drizic tùsent marke wertwas ir gelt und ir wert.Geld auf die Hand bekommen: Bargeld (Handgeld) erhalten, ⇨ Hand.Etwas jüngeren Datums ist der bekannte Spruch: ›In Geldsachen hört die Gemütlichkeit auf‹. Er geht zurück auf einen Satz von David Hansemann(1790-1864), der im ersten preußischen Vereinigten Landtag am 8. Juni 1847 sagte: »Bei Geldfragen hört die Gemütlichkeit auf«, was gewöhnlich in der etwas abgewandelten Form zitiert wird. ⇨ Batzen, ⇨ Börse, ⇨ Dukaten, ⇨ Geiz, ⇨ Gold, ⇨ Heller, ⇨ Kapital, ⇨ Kredit, ⇨ Moneten, ⇨ Münze, ⇨ Taler.• TH. SIEBS: Artikel ›Geld‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III, Spalte 590 625; DERS.: Artikel ›Heck(e)taler‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens III., Spalte 1613-1624; W. GERLOFF: Die Entstehung des Geldes und die Anfänge des Geldwesens (Frankfurt/M. 3. Auflage 1947); DERS.: Geld und Gesellschaft (Frankfurt/M. 1952); H. WEINRICH: Münze und Wort. Untersuchungen an einem Bildfeld, in: Romania, Festschrift für G. Rohlfs (Halle 1958), S. 508-521; W. OPPELT: Münze und Geld in Sprichwort und Redensart, in: Münzen in Brauch und Aberglaube. Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Mainz 1982), S. 220-235; P. GERLACH: Käuflichkeit der Welt. Ausstellungskatalog Köln 1981; DERS.: Regiert Geld die Welt? Szenen zur Geschichte des Geldes (Köln 1982); G. SCHMÖLDERS: Psychologie des Geldes (München 1982); H. RIES: Zwischen Hausse und Baisse. Börse und Geld in der Karikatur (Stuttgart 1987); K. HORN: Artikel ›Gold, Geld‹, in: Enzyklopädie des Märchens V, Spalte 1357-1372; G. HOOFFACKER: Avaritia radix-omnium malorum. Barocke Bildlichkeit um Geld und Eigennutz (= Mikrokosmos 19) (FrankfurtM. – Bern 1988).›Dukatenmännchen‹ von Goslar. Konsolfigur an einem mittelalterlichen Bürgerhaus in GoslarHarz.Geld scheißen. Detail aus einem flämischen Bilderbogen, 18. Jahrhundert, aus: L'imagerie populaire des Pays-Bas, S. 39.Geld scheißen. de Bry: Emblemata, Nr. 43.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.