Genie

Genie
Nicht gerade ein Genie sein: nur durchschnittlich begabt sein, nichts Besonderes zustande bringen; ein verkommenes (verkrachtes) Genie sein: trotz guter Gaben sein Leben verdorben haben, eine heruntergekommene Existenz sein. Ein verkanntes Genie sein: nicht die entsprechende Würdigung erfahren; aber auch ironisch gebraucht, wenn sich jemand auf nicht vorhandene geistige Leistungen etwas einbildet.
   Genie (aus lateinisch genius = Schutzgeist, spätlateinisch = schöpferischer Geist, französisch ›génie‹ [18. Jahrhundert]) ist ein Mensch von schöpferischer Begabung, der neue Bereiche des Schaffens erschließt und Hochleistungen vollbringt. Von den alten Griechen (Platon) wurde der Begriff in der Hauptsache auf Dichter und Musiker bezogen, später – in der Aufklärung, in der Zeit des ›Sturm und Drang‹ und in der Romantik – in einer Art Geniekult auf den vollkommenen Menschen schlechthin.
   Die Redensart einen Geniestreich vollführen kann einen positiven Sinn haben und sich auf eine außergewöhnliche Tat beziehen, andererseits aber auch im scherzhaften Sinne für eine spektakuläre, aber nutzlose Handlung gebraucht werden. Der Ausdruck ›Geniestreich‹ begegnet literarisch zum ersten Male in dem Moderoman ›Der Empfindsame‹ von Chr. Fr.
Timme (1752-88), der im ersten, 1781 erschienenen Bande (S.183) von den ›Schelmenstreichen und Narrheiten unseres empfindsamen Zeitalters‹ spricht. Im 19. Jahrhundert findet er sich unter anderem bei K.G. Lessing (G.E. Lessings Leben, 1793-95, 1, 102); ferner bei Goethe (Werke, vollständige Ausgabe [1827ff.], 48, 149): »wenn einer etwas Verkehrtes ohne Zweck und Nutzen unternahm, (hieß das) ein Geniestreich«. Hier ist der Begriff schon in der spöttischen Bedeutung gebraucht.
• H. WOLF: Versuch einer Geschichte des Genie- Begriffes (Heidelberg 1923); E. KRETSCHMER: Geniale Menschen (Berlin – Heidelberg 4. Auflage 1948); G. RÉVÉSZ: Talent und Genie (Bern 1952); R. HILDEBRAND: Artikel ›Genie‹, in: Deutsches Wörterbuch Bd. IV., 1. Abt., 2. Tl., Spalte 3396-3450.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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  • GÉNIE — À l’éloge réitéré depuis l’Antiquité jusqu’à la fin du XVIIe siècle du génie comme «divine ardeur», «fureur démoniaque», «sublime folie», «inspiration surhumaine», fait place au début du XVIIIe une description positive du genius , de ses causes… …   Encyclopédie Universelle

  • génie — GÉNIE, suffixe.... GÉNIE, suffixe qui répond au mot grec, production, et qui, dans les termes didactiques, se joint à d autres mots avec le sens de production, par exemple : hétérogénie, etc. (jé nie) s. m. 1°   Terme du polythéisme. Esprit ou… …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • GEnie — (General Electric Network for Information Exchange) was an online service created by a General Electric business GEIS (now GXS) that ran from 1985 through the end of 1999. In 1994, GEnie claimed around 350,000 users. [… …   Wikipedia

  • genie — GENIE. s. m. L esprit ou le demon, soit bon, soit mauvais, qui selon la doctrine des Anciens accompagnoit les hommes depuis leur naissance jusques à leur mort. Bon genie. mauvais genie. le genie de Socrate. le mauvais genie de Brutus. le genie d… …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Genie — Genie, dem Worte nach, was angeboren, eine dem Menschen von Natur aus inwohnende besondere Kraft für diesen oder jenen Theil der Kunst; die unbewußte Wahl des jederzeit Vortrefflichsten, d. i. die gewisser Maßen unwillkürliche Verschmelzung aller …   Damen Conversations Lexikon

  • -génie — ♦ Élément, du gr. geneia « production, formation » : embryogénie. ⇒ genèse. génie élément, du gr. geneia, formation . ⇒ GÉNIE, élém. formant Élém. formant, du gr. , dér. de , exprimant l idée de naissance, de production, de formation, entrant… …   Encyclopédie Universelle

  • Genie — ist ein Prozent Inspiration und neunundneunzig Prozent Transpiration. «Thomas Alva Edison [1847 1931]; amerik. Erfinder» * Genie ist Fleiß. Nach Theodor Fontane [1819 1898]; dt. Schriftsteller Ohne den Staub, worin er aufleuchtet, wäre der Strahl …   Zitate - Herkunft und Themen

  • Genie — Sn außergewöhnlich begabter Mensch; besondere Begabung std. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. génie m., dieses aus spl. genius m. Begabung, schöpferischer Geist , älter Schutzgeist . Die Entwicklung geht von Schutzgeist zu Schöpfergeist ;… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Genie [2] — Genie (franz.), Bezeichnung für militärisches Ingenieurwesen (s.d.). Österreich hat Genie und Pioniertruppen, Frankreich Genie und Verkehrstruppen, Italien Genietruppen; vgl. die Abschnitte über Heerwesen bei den einzelnen Ländern …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Genie — (spr. Scheni), 1) (Ingenium), eminentes Geistesvermögen, welches von der Natur verliehen ist (vgl. Genius). Man bezieht das G. entweder auf Geistesfähigkeiten überhaupt od. auf eine besondere Fähigkeit zu freierer Entwickelung des Geistes,… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • genie — 1650s, tutelary spirit, from Fr. génie, from L. genius (see GENIUS (Cf. genius)); used in French translation of Arabian Nights to render Arabic jinni, singular of JINN (Cf. jinn), which it accidentally resembled, and attested in English with this …   Etymology dictionary

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