Lämmerschwänzchen

Lämmerschwänzchen
Gebratene Lämmerschwänzehen (›mit eingelegten Kellertreppen‹) ist die scherzhafte Antwort auf die neugierige Frage, was es zu essen gebe; vor allem in Ost- und Mitteldeutschland verbreitet. In Schwaben heißt es ›Pastetle und Lämmerschwänzle‹. In Ostfriesland sagt man: ›De Tung geit em as'n Lämmerstert‹, ihm geht die Zunge sehr schnell, er ist ein Schwätzer.
   Das Herz hüpft (klopft) wie ein Lammerschwänzehen: das Herz klopft schnell und unruhig vor Erwartung oder Freude. Rachel hat in seinen ›Satirischen Gedichten‹ (VI,425) die Redensart bis auf die fehlende Verkleinerung genauso: »das Herz klopft wie ein Lämmerschwanz«, während Abel (›Satirische Gedichte‹, S. 212) ein Kälberschwänzlein einsetzt, das sich ebenfalls durch unablässiges Wippen auszeichnet, und auch Simplicissimus (II,6) sagt: »das Herz hüpfte mir gleichsam vor Freuden wie ein Kälberschwänzlein«, Schwanz. Im Grimmschen Märchen ›Das tapfere Schneiderlein‹ (Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm 20) heißt es: »Und sein Herz wackelte ihm vor Freude wie ein Lämmerschwänzchen«.
   H. Rölleke fand heraus, daß sich in den ›Erznarren‹ von Christian Weise (1673) eine fast wörtliche Vorlage für diese sprichwörtliche Redensart findet: »dem guten mensch wackelte das herz vor freuden wie ein lämmerschwänzchen«
   Auch vor Angst und Aufregung kann jemand Zittern wie ein Lämmerschwänzchen. Der Feigling und Unentschlossene wird denn auch einfach ›Lämmerschwanz(chen)‹ genannt, das auch an ›Schlapp- oder Lappschwanz‹ anklingen mag. In Hessen sagt man von einem sehr vergeßlichen Menschen: ›Der hat Gedanken wie ein Lämmerschwanz‹, d.h. die Gedanken wechseln bei ihm so schnell wie das Wackeln des Lämmerschwanzes, oder sie sind so kurz wie der Lämmerschwanz. Von einem reglosen Menschen oder Tier sagt man ironisch: Der regt sich wie ein toter Lämmerschwanz.
   Eine bairisch-österreichische Wendung lautet: ›Zittern wie a Lampelschwaf‹. Sie begegnet schon Anfang des 18. Jahrhunderts in den ›Teutschen Arien‹, Band 1, S. 320:
   Es wimmelt wie ein Ameiß-Häufl,
   Es zittert wie ein Lämpfl-Schweifl.
• L. SCHMIDT: Sprichwörtliche deutsche Redensarten, in: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde., N.S. 28 (1974), S. 108; H. RÖLLEKE (Hrsg.): ›Redensarten des Volks, auf die ich immer horche‹. (Sprichwörterforschung Band 11, hg. von W. Mieder), (Bern, Frankfurt/Main, N.Y., Paris 1988).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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