- Lerche
- Eine Lerche schießen: jählings hinfallen (durch Stolpern, aber auch vom Pferde oder Fahrrad herab). Ob die nicht vor dem 19. Jahrhundert bezeugte Redensart erst nachträglich mit dem Vogel in Zusammenhang gebracht und dann durch ›schießen‹ erweitert worden ist, bleibt ungeklärt. Doch sind mundartlich ähnliche Wendungen bezeugt, z.B. niederdeutsch ›Koppheister scheten‹, einen Purzelbaum schießen, zu Heister = Elster gehörig; vgl. auch sächsisch ›hinlerchen‹, hinfallen; vielleicht hat das schnelle Herabschießen des Vogels mit dem Kopf voran den Anlaß zu dem Bild gegeben.Warten, bis einem eine gebratene Lerche (Taube) in den Mund fliegt; ⇨ Taube.Ins Lerchenfeld gucken: ins Leere starren; Jemanden auf das Lerchenfeld führen, gemeint ist wohl ursprünglich: einen zum Lerchenfang auf ein Feld führen, auf dem, wie der Führende genau weiß, keine Lerchen zu holen sind. Daraus ergibt sich dann die allgemeine Bedeutung: jemanden zum Narren halten, jemanden düpieren; literarisch z.B. in Johann Fischarts ›Gargantua‹ (S. 388): »Es ist auch einer auff dem Lerchenherd nicht sicher, wenn einer schlafft, dann die Räbhüner dörffen eim bald ohren abstoßen und abbeissen«. Möglicherweise ist die Redensart aber auch auf eine eigentümliche Fangmethode zurückzuführen, die darin besteht, daß man Lerchen durch Spiegel blendet und sie so ins Garn lockt. Eine ausführliche Beschreibung des ›Lerchenspiegels‹ findet sich in Naumanns ›Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas‹. Zum Vergleich läßt sich heranziehen die französische Redensart ›se laisser prendre au miroir comme l'alouette‹, sich wie die Lerche mit dem Spiegel fangen, d.h. sich durch Schmeicheleien betören lassen. Ein Analogon findet sich noch im italienischen, wo ›specchietto delle allodole‹ (Lerchenspiegel) geradezu für Hinterhalt, Falle gebraucht wird.Im Lerchenfeld sein: im Irrtum sein.• O. KELLER: Die antike Tierwelt (Leipzig 1913), S. 85-86; R. RIEGLER, Deutsche Redensarten, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht, 23 (1919),S. 525f.; A. TAYLOR: Artikel ›Lerche‹, in: Handbuch des Aberglaubens V, Spalte 1219-1221; VON DOEBELE-FLÜGEL: Die Lerche als literarisches Motiv in der deutschen Dichtung (Berlin 1976); E. und L. GATTIKER: Die Vögel im Volksglauben (Wiesbaden 1989), S. 245-253.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.