- Backfisch
- Du benimmst dich wie ein Backfisch: ein wenig schmeichelhafter Vorwurf für verspieltes, übermütiges Verhalten oder Betragen schwärmerischer, unreifer junger Mädchen. Die sprachgeschichtliche Ableitung des mehrdeutigen Wortes blieb lange Zeit umstritten. Wahrscheinlich meint es ursprünglich einen nur halbwegs ausgereiften Fisch, der lediglich zum Backen geeignet ist. Später übertrug man den Begriff auf Studienanfänger. Erstmals verwendet Erasmus Alberus (1550) die Bezeichnung Backfisch für einen Bruder Studio. Nur wenige Jahre danach hatte der Begriff einen anderen Inhalt gewonnen. Vielleicht nach der Auffassung, die Wesensmerkmale des Unfertigen, Unvollkommenen, die dem Backfisch anhaften, entsprächen eher einem weiblichen Wesen, nennt Heinrich Bebel (1555) eine Halbwüchsige ›Backfischlein‹ (›Facetiae‹ 393). Aus dem Studentenjargon drang der Name in die Schriftsprache ein. Die Mundarten haben ihn in dieser Bedeutung nicht aufgenommen, so volkstümlich das Wort auch zu sein scheint. In vielen Abwandlungen grassiert noch heute der Spruch:Mit dreizehn Jahren und zwei WochenDa ist der Backfisch ausgekrochen.Mit siebzehn Jahren, zehn SekundenDa ist der Backfisch schon verschwunden.Abgeleitete Formen sind: ›Backfischkaserne‹ – ›Backfischaquarium‹ = Mädchengymnasium oder Pensionat, Heimschule für Mädchen.Auf Backfisch machen: sich jugendlicher kleiden, als es den eigenen vorgerückten Jahren entspricht. Eine gänzlich andere Bedeutung fand der Begriff in Norddeutschland: ›He kreeg Backfisch‹ heißt schleswig-holsteinisch: eine Ohrfeige einstecken müssen.• J.F. SCHÜTZE: Holsteinisches Idiotikon (Hamburg 1800) 1. Teil, S. 55; R. EICKHOFF: Wie ist das Wort »Backfisch« zu erklären? in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 14 (1900), S. 213-214; A. HEINTZE: Backfisch, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 14 (1900) S.273-274; F. TEETZ: Zur Erklärung des Wortes »Backfisch«, in: Zeitschrift für den deutschen Unterricht 14 (1900), S. 662.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.