Beste

Beste
Zum besten geben: darbieten, in einem geselligen Kreise einen Beitrag zu leiblichem oder geistigem Genuß spenden; z.B. ›Eine Flasche Wein, eine Geschichte, einen Witz zum besten geben‹. Die allgemeine Bedeutung der Redensart ist erst aus einer speziellen hervorgegangen und gehört ursprünglich nur in den Bereich der alten Wettkampfspiele. Da hieß ›das Beste‹ der Preis, der für den besten Mann, d.h. für den Sieger (z.B. den besten Schützen), ausgesetzt war. So erzählt Johann Fischart im ›Glückhaften Schiff‹ (V.97 ff.) von dem Straßburger Schießen im Jahre 1576, daß Züricher Schützen gefahren seien
   Zu eim hauptschießen schön mit lust
   Zugleich mit büchsen und armbrust,
   Zu deren jedem war das best
   Hundert gulden, on sonst den rest,
d.h. abgesehen von den anderen Preisen. So gebrauchen auch Goethe und Schiller ›das Beste‹, auf alte Zeiten angewandt; im ›Götz von Berlichingen‹ (I, 3): »da war ein Schneider von Stuttgart, der war ein trefflicher Bogenschütz, und hatte zu Cöln auf'm Schießen das Beste gewonnen«; und im ›Tell‹ (IV,3):
   Aber heut will ich
   Den Meisterschuß tun und das Beste mir
   Im ganzen Umkreis des Gebirgs gewinnen.
›Zum besten geben‹ bedeutet also eigentlich: bei einem Feste etwas als Preis, dann als Beitrag oder Hauptbeitrag zu den Kosten beisteuern. In Bayern und Tirol heißt noch heute der erste Schützenpreis ›Das Best‹, auch ein ›Kegelbest‹ gibt es da und eine ›Bestenhalle‹. In Norddeutschland kommt der Name ›Bestemann‹ für den Schützenkönig vor.
   Etwas zum besten haben: etwas voraushaben, ist seit dem 17. Jahrhundert belegt und in den Mundarten zum Teil noch immer lebendig, z.B. schwäbisch ›Er hat net viel zum besten‹ (von einem Kranken, an dessen Aufkommen gezweifelt wird). Schon im 17. Jahrhundert begegnet die Wendung ›Zum besten haben‹ in der Bedeutung ›als Gewinn davontragen‹. In ›Jucundi Jucundissimi wunderlicher Lebensbeschreibung‹, einem Seitenstück zum ›Simplicissimus‹ vom Jahre 1680, erzählt Jucundus: »Ich war ganz naß und hatte noch zum besten (d.h. den Gewinn, Vorteil), daß mich eine Bauersfrau ins Haus aufgenommen«.
   Erst seit dem 18. Jahrhundert hat die Redensart ›Jemanden zum besten haben‹ den noch heute gültigen Sinn angenommen: jemanden necken, verspotten, foppen, aufziehen, zum Narren halten. Die Redensart bezieht sich nicht auf ›das Beste‹, sondern auf ›den Besten‹, allerdings meist in ironischer Bedeutung: der Beste muß einen Spaß verstehen, er muß es vertragen, die Zielscheibe des Spottes zu sein. In Goethes Gedicht ›Meine Wahl‹ (1815) heißt es:
   Ich liebe mir den heitern Mann
   Am meisten unter meinen Gästen:
   Wer sich nicht selbst zum besten haben kann,
   Der ist gewiß nicht von den Besten.
In den besten Jahren (im besten Alter) sein: im mittleren Mannesalter, auf der Höhe seiner Schaffenskraft stehen. Die Wendung geht zurück auf H. Heines Gedicht ›Mensch verspotte nicht den Teufel‹ (1826), wo es vom Teufel heißt:
   Er ist nicht häßlich und ist nicht lahm,
   Er ist ein lieber charmanter Mann,
   Ein Mann in seinen besten Jahren.
Vgl. französisch ›être dans la fleur de l'âge‹ (wörtlich: in der Blüte seines Alters sein), Blüte.
   Mit etwas (jemandem) steht es nicht zum besten: in finanzieller oder gesundheitlicher Hinsicht gibt es große Schwierigkeiten.
   Das Beste von jemandem im Auge haben: ihm nur helfen wollen, ihm ohne böse Hintergedanken zu seinem Vorteil gute Ratschläge erteilen, die er meist nicht als solche erkennt.
   Die Aussage ›Ich will nur dein Bestes‹ wird heute gern absichtlich mißverstanden und beantwortet mit: ›Das möchte ich aber lieber selbst behalten!‹
   Das Beste aus etwas machen: nicht resignieren, sondern jeden kleinsten Vorteil wahrnehmen.
   Sein Bestes getan haben: alle Kräfte eingesetzt, sich sehr angestrengt haben; vgl. französisch ›avoir fait de son mieux‹.
   Das Beste ist für jemanden gerade gut genug sagt man ironisch zu einem Unbescheidenen. Goethe gebrauchte die Wendung in seiner ›Italienischen Reise‹. Im 2. Brief aus Neapel schrieb er am 3. März 1787: »In der Kunst ist das Beste gut genug«.
   Vergiß das Beste nicht! sagt man heute scherzhaft zu einem, der weggeht, um ihn zu erinnern, sein Geld nicht liegenzulassen. Ursprünglich begegnet diese Formel in Märchen und Schatzsagen, wo der Habgierige nur an die Schätze denkt und das Wichtigste, den Schlüssel oder die Zauberblume, in der Höhle, im Berg vergißt, so daß er den Eingang nicht mehr finden kann.
   Ironisch gemeint ist die westfälische Feststellung ›Du bist de Beste‹ mit dem humorvollen Zusatz: ›wann de annern nich to Huus sind‹.
   Doppeldeutig erscheinen die Redensarten: Sich von seiner besten Seite zeigen: von seiner schlechtesten; vgl. französisch ›se montrer de son meilleur côté, ... sous son jour le plus favorable‹ (wörtlich: sich von der besten Seite, unter seinem günstigsten Licht zeigen) und Auf dem besten Wege zu etwas sein: im Begriff sein, Gefahr laufen.
• R. HILDEBRAND: Gesammelte Aufsätze und Vorträge zur deutschen Philologie (1890), S. 45 ff.; J. GRIMM: Deutsche Rechtsaltertümer (Leipzig 1899, Neudruck Darmstadt 1974), Band I, S. 49, 502-516, Band II, S. 106-111; L. WINTER: Die deutsche Schatzsage (Diss. Köln 1925); A. JACOBY: Die Sage vom verlorenen Kind in der Schatzhöhle, in: Volkskundliche Ernte. Hepding- Festschrift (Gießen 1938); H. SEBALD: Ich will ja nur Dein Bestes (Wien-Düsseldorf 1981).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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