Sprache

Sprache
Etwas zur Sprache bringen, auch: Die Sprache auf etwas bringen: ein Problem zur Diskussion stellen, das Gespräch auf etwas Wichtiges lenken. Die Feststellung Etwas muß (endlich) zur Sprache kommen hat ähnliche Bedeutung: ein bisher vermiedenes Thema muß ernstlich besprochen, ein unklarer Sachverhalt untersucht werden.
   Mit der Sprache nicht herauswollen: die Wahrheit nicht sagen wollen, auch: geheimnisvoll etwas andeuten, ohne die Neugierde der anderen zu befriedigen. Diese Redensart ist auch mundartlich verbreitet, in Pommern heißt es zum Beispiel: ›He will nig mit de Sprake herut‹. Häufig wird jemand, der etwas verschwiegen hat, derb aufgefordert: Heraus mit der Sprache!
   Mit der Sprache (endlich) herausrücken: verborgene Tatsachen nach einigem Drängen bekanntgeben.
   Jemandem bleibt die Sprache (Spucke) weg und Jemandem verschlägt es die Sprache: er ist so entsetzt oder verwirrt, daß er nichts sagen kann, daß ›ihm die Worte fehlen‹; vgl. französisch ›Cela vous coupe le souffle‹ (Atem).
   Eine deutliche Sprache sprechen: etwas klar zeigen oder ausdrücken.
   Dieselbe (gleiche) Sprache sprechen: sich wegen gleicher Denkgewohnheiten immer gut verstehen. Diese Redensart wird zur Verdeutlichung der Übereinstimmung besonders von Menschen gleicher Bildung, gleichen Charakters und ähnlicher Berufe und sozialer Stellung verwendet; vgl. französisch ›parler le même langage‹.
   Einem in seiner eigenen Sprache antworten: auf das Verhalten des anderen entsprechend reagieren, mit ihm genauso verfahren, wie er es mit anderen getan hat und darum selbst verdient. Vergleiche englisch ›to answer one in his own language‹ und die im Deutschen ähnliche Redensart ›mit einem deutsch reden‹.
   Eine andere Sprache sprechen: etwas Gegensätzliches ausdrücken, sein Verhalten grundlegend gegenüber jemanden ändern.
   Zweierlei Sprache sprechen: nicht bei der gleichen Aussage bleiben, gegenüber verschiedenen Personen gegenteilige Meinungen äußern, um dadurch einen persönlichen Vorteil zu erlangen, hinter dem Rücken eines Menschen anders reden, aber auch: aneinander vorbeireden; vgl. französisch ›Ne pas parler le même langage‹.
   Eine Steigerung enthält die Wendung Die Sprachen sind hier verwirrt: die Verständigungsmöglichkeit ist gering oder völlig gestört. Diese Feststellung erinnert an die Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel. Vergleiche niederländisch ›De spraken zijn verward‹ oder, mit deutlichem Bezug auf das A.T., ›Het is een Babel van verwarring‹.
   Die scherzhaften Wendungen Er ist in Sprachen bewandert oder Er spricht in vier Sprachen, mit dem Zusatz: ›Hochdeutsch, Plattdeutsch, Pommersch und Berlinisch‹, wie es zum Beispiel in Stettin heißt, sind in verschiedenen deutschen Landschaften üblich, wobei die Zusätze je nach den Mundarten-Gebieten Unterschiede zeigen. Unter den verschiedenen Sprachen, die einer beherrscht, konnte aber auch, ähnlich wie bei der Redensart ›Zweierlei Sprache sprechen‹, noch etwas ganz anderes gemeint sein. In einem alten Sprichwort hieß es zum Beispiel: ›Vier Sprachen sind breuchig in der Welt: Lügen, schweren, viel verheissen, wenig halten vnd hinderreden‹. In ähnlichen Sinne schrieb bereits Fischart (›Geschichtklitterung‹): »Er kann sechs Sprachen, und die siebente heisst: lügen«.
   Die Sprache Kanaans sprechen: mit Bibelstellen und biblischen Wendungen seine Rede schmücken, um sich als besonders fromm zu zeigen. Die Wendung erinnert an Jes. 19, 18, wo es heißt: »Zu der Zeit werden fünf Städte in Ägyptenland reden nach der Sprache Kanaans«.
   In sieben Sprachen schweigen: nicht das geringste von sich hören lassen, obwohl begabt und hochgebildet, nichts zu einer Unterhaltung oder Diskussion beitragen. Der Ausspruch stammt von Friedrich August Wolf (1759-1824), der ihn von seinem Schüler, dem berühmten Philologen Immanuel Bekker, sagte. Wackernagel, Schleiermacher und Zelter übernahmen die Wendung, die heute nicht mehr nur literarische Verwendung findet.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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