Bienenkorb

Bienenkorb
Das kribbelt wie im Bienenkorb: Es herrscht Leben, Unruhe, Bewegung. Zu den synonymen Redensarten gehört der pfälzische Spruch ›Do wusselt's wie ime Bienstock‹: Da geht es lustig (geschäftig) zu.
   Dieser scherzhafte Vergleich entspricht nicht dem geordneten, harten Leben der Bienen, auch nicht der Bedeutung des Korbes, mit dessen Hilfe der Mensch die Bienen domestizierte. Wie diese selber galt ihre Behausung von der Antike bis ins späte Mittelalter als Sinnbild unschuldigen Lebens, des goldenen Zeitalters. Wegen ihrer exemplarischen staatlichen Ordnung sahen Ambrosius von Mailand (339-397) und viele nach ihm im Wohnsitz der Bienen das Abbild der wahren christlichen Gemeinde. In der bildenden Kunst erhielt dann auch der Mailänder Bischof, ihr Schutzpatron, sowie Bernhard von Clairvaux und Chrysostomos als Attribut den Bienenkorb: Zeichen süßer Beredsamkeit und wissenschaftlichen Eifers. Abraham a Sancta Clara verglich das Klosterdasein mit dem fleißigen, gehorsamen und keuschen Leben des Bienenvolkes.
   Die Deutung des Bienenkorbsymbols als Sinnbild reiner Glaubensgemeinschaft bekämpften aufs schärfste die Anhänger Calvins, Philipp von Marnix im ›Roomsche Byen-Korf‹ (1569) und sein Übersetzer und Bearbeiter Johann Fischart mit derb-satirischer Polemik (›Bienenkorb des heyl. römischen Immenschwarms‹, 1579). Der erklärte Gegner des Gerichtswesens seiner Zeit, Charles Dickens, goß Spott und Hohn aus über den »juristischen Bienenkorb«, Gray's Inn: »The whole legal hive was in a bustle« (The posthumous papers of the Pickwick Club, 741).
   Die ursprüngliche Bedeutung des alten Emblems (überströmende Fülle und Segen) verlor sich immer weiter. Das 1834 errichtete Grabmonument der Barbara Uttmann (sie führte im 16. Jahrhundert im Erzgebirge die Spitzenklöppelei ein und schuf so für die Bevölkerung eine Existenzmöglichkeit) stellt die geschäftstüchtige Handelsherrin auf einem Bienenkorb sitzend dar, dem Symbol des Fleißes. Heute ist er, jeden sakralen Charakters beraubt, zu einem Werbemittel geworden für Banken und Sparkassen; Biene.
• L. AMNBRUSTER: Der Bienenstand als völkerkundliches Denkmal (Neumünster 1926); B. SCHIER: Der Bienenstand in Mitteleuropa (Leipzig 1939).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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