- trüb
- Im trüben fischen: aus unklarer Lage Vorteil ziehen, bei dunklen und nicht ganz einwandfreien Geschäften seinen Profit machen; früher gern in Beziehung auf das öffentliche und staatliche Leben gebraucht in der Bedeutung: die gemeine Not oder die Verwirrung der Zeit zu seinen Gunsten wenden und ausnützen. In älterem Neuhochdeutsch heißt es, ebenso wie z.T. noch in den Mundarten, vollständiger: ›Im trüben Wasser fischen‹. Die Redensart gehört zu dem über ganz Europa verbreiteten Sprichwort ›In trübem Wasser ist gut fischen‹; englisch ›it is good fishing in troubled (muddy) waters‹; niederländisch ›in troebel water is het goed vissen‹; französisch ›pècher en eau trouble‹; vgl. Wander IV, 1339f. Sprichwort und Redensart sind im Deutschen seit dem 16. Jahrhundert bezeugt. Der früheste Beleg findet sich in Walter Maps: ›De nugis curalium‹, einem Werk, das kurz vor 1200 in England verfaßt wurde, dort in der Formulierung: »In aqua turbida piscatur uberius«. Zur gleichen Zeit sagt auch Peter of Blois, Erzbischof von Bath: »Vulgo enim dicitur, aqua turbida piscisior«. In einer spätmittelalterlichen Sprichwörter-Sammlung heißt es: ›Flumen confusum reddit piscantibus usum‹. Das Sprichwort bezieht sich auf eine alte praktische Erfahrung der Fischer, zum Aalfang das Wasser zu trüben, die schon für das alte Griechenland bezeugt wird. Vergleiche noch Franz Schuberts Lied ›Die Forelle‹ (Text von Schubart).Kein Wässerchen trüben können ⇨ Wasser.Etwas sieht trübe aus: die Aussichten sind schlecht, es gibt wenig Hoffnung auf Besserung. Die Wendung bezieht sich ursprünglich auf das schlechte Wetter, das auch auf die Stimmung drückt.Für den, der in der Liebe enttäuscht wurde, erscheint die ganze Welt trübe, so wie es im Lied heißt:'S ist Alles dunkel,'s ist Alles trübe,dieweil mein Schatzein' Andern liebt(Erk-Böhme: Deutscher Liederhort II, S. 496, Nr. 698a: Trübsinn).• A. TAYLOR: ›It is good fishing in troubled (muddy) waters‹, in: Proverbium 11 (1968) S. 268-275.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.