- Trübsal
- Trübsal blasen (seltener: spinnen): trüben Gedanken nachhängen, mißmutig sein; auch: traurig dasitzen. Die Wendung kann vielleicht ebenso wie die schwäbische Variante ›Trauer blasen‹ auf die einen Trauerfall anzeigende Blasmusik vom Kirchturm zurückgeführt werden. Im Gegensatz hierzu steht schweizerisch ›Freud blasen‹. Heyne (Deutsches Wörterbuch III, 1059) hält die Wendung für eine Erinnerung an das Volkslied: »Ich schell (lasse erschallen) mein Horn in Jammerton, mein Freud ist mir verschwunden« (Herzog Ulrichs Jagdlied; Erk-Böhme: Deutscher Liederhort II, 51, Nr. 258). Sicher erklärt ist die Redensart jedoch nicht. Seit dem 18. Jahrhundert ist sie literarisch bezeugt. 1775 schreibt Eva König an Lessing (Lessings sämtl. Schriften 21, 72 Muncker): »Ich Armselige habe so lange in Wien Trübsal geblasen, und nun ich gerne da seyn wollte, sitze ich hier (in Heidelberg)«.In neuerer Zeit ist die Redensart besonders in den oberdeutschen Mundarten mit vielfachen Erweiterungen verbreitet, die ihrerseits wieder Eingang in die Umgangssprache gefunden haben; schwäbisch ›Trübsal blasen und Elend geigen (schwitzen)‹; auch: ›Langeweile geigen‹ (Tirol), ›Trübsal blasen und Angst und Not weinen‹, über seine Verhältnisse viel klagen, ›Trübsal nach Noten blasen‹ (kölnisch und fränkisch). In Anlehnung an eine bekannte Heilige des Volksglaubens entstand die oberösterreichische Erweiterung ›Trübsal blasen und Kummernus geig'n‹ (⇨ Kümmernis).
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.