Weg

Weg
Einem nicht über den Weg trauen: ihm mißtrauen, ist seit dem Ausgang des 18. Jahrhundert bezeugt; eigentlich: ›Einem nur so weit trauen, als man ihn vor Augen hat‹ (oder: ›nicht trauen, einem über den Weg zu gehen‹).
   Einen Weg einschlagen: in einer bestimmten Richtung gehen. Die Wendung spiegelt frühere Verhältnisse wider, als erst noch Bäume und Sträucher niedergeschlagen werden mußten, um sich einen Weg zu bahnen. Neue Wege einschlagen: neue Methoden anwenden, selbst die Initiative ergreifen und Hindernisse überwinden.
   Jemandem den Weg ebnen: ihn in seinem Vorhaben unterstützen, ihm ein leichtes Vorankommen ermöglichen; vgl. französisch ›aplanir les sentiers ...‹ oder ›... les chemins de quelqu'un‹; ähnlich Jemandem den Weg bereiten. Die Wendungen stehen wahrscheinlich im Zusammenhang mit der biblischen Vorstellung von Johannes als Wegbereiter Christi (vgl. Mk 1, 2). Das Gegenteil meinen die Redensarten Jemandem den Weg verlegen, Einem etwas in den Weg legen und: Einem den Weg abschneiden: ihn hindern, ihn in eine ausweglose Lage bringen. Jemandem im Wege stehen: für jemanden ein Hindernis sein, ihn stören. Sich selbst im Wege stehen: sich durch negative Eigenschaften schaden.
   Etwas oder jemanden aus dem Wege räumen: etwas Hemmendes beseitigen, einen unliebsamen oder gefährlichen Menschen umbringen.
   Den Weg allen Fleisches (alles Irdischen) gehen. Die Redensart als bildliche Umschreibung der Vergänglichkeit ist biblischen Ursprungs (Gen 6, 12-13; vgl. auch 1 Kön 2, 2 und Hiob 16, 22); zeitlich.
   Jemandem (einer Sache) aus dem Weg gehen: jemandem nicht begegnen wollen, etwas nicht tun, eine Frage nicht beantworten, eine Entscheidung nicht treffen wollen.
   Jemandem etwas mit auf den Weg geben: gute Lehren für das weitere Leben mitgeben.
   Auf halbem Wege stehenbleiben: nicht bis zum Erfolg (Ziel) gelangen; vgl. französisch ›rester en chemin‹ oder ›s'arrêter en chemin‹.
   Jemandem (sich) auf halbem Wege entgegenkommen: Kompromisse schließen.
   Etwas auf kaltem Wege tun: etwas ohne Umstände erledigen, nicht erst den Dienstweg einhalten; ohne sich Mühe zu machen, hintenherum, illegal etwas zu erreichen suchen. Krumme (schiefe) Wege gehen: unehrlich, unaufrichtig handeln; schon bei Ri 5, 6 (vgl. ›Krumme Touren drehen‹); vgl. französisch ›par des voies détournées‹ (wörtlich: über Umwege), auch im Sinne von indirekt.
   Den dornigen Weg gehen müssen: viel Leid und Hindernisse auf seinem Lebensweg erfahren müssen.
   Den steinigen Weg wählen: es sich nicht leicht machen, viel erdulden, um am Ende den himmlischen Lohn zu erhalten. Vergleiche das Zweiwegebild mit der Möglichkeit, den schmalen, rechten Weg zum Aufstieg zu dem himmlischen Jerusalem zu wählen, oder den breiten, bequemen Weg, der zur Hölle und ewigen Verdammnis führt.
   Den bequemsten Weg gehen (zur Hölle): keine Mühe auf sich nehmen, sondern der Bequemlichkeit und dem Laster und damit der ewigen Verdammnis verfallen.
   Den goldenen Mittelweg gehen; vgl. französisch ›le juste milieu‹, Mittelweg.
   Den unteren Weg gehen: nachgiebig sein; nicht auf seinem Recht beharren.
   Auf dem besten Wege zu etwas sein: bald sein Ziel erreicht haben, aber auch ironisch gemeint: die falsche Richtung eingeschlagen haben, seinem Untergang, einem bösen Ende entgegengehen, wenn es so weitergeht.
   Das hat gute Wege: darum braucht man nicht bange sein; das wird ohne besondere Sorge und Zutun gut erledigt werden; auch: Das hat noch gute Wege: das liegt noch in weiter Ferne. Gute Wege = sichere Wege, figürlich: es besteht keine Gefahr.
   Seinen Weg machen: im Leben vorankommen, Erfolge haben, höher aufsteigen; vgl. französisch ›faire son chemin‹.
   Seinen Weg gehen, auch: Seine eigenen Wege gehen: sich nicht beirren lassen, entsprechend seinem Charakter und Talent das tun, was man allein für richtig hält, sich nicht der Masse anschließen; vgl. französisch ›suivre son chemin‹ oder ›... son petit bonhomme de chemin‹ (wörtlich: wie ein kleiner Wicht seinen Weg gemütlich und unbeirrt gehen).
   Sich einen Weg offenhalten: eigentlich sich seinen Fluchtweg bei einer Belagerung von Feinden frei halten, in übertragener Bedeutung: ein Mittel zur Rettung haben, einen Ausweg kennen; vgl. französisch ›se ménager une issue‹ oder ›... une porte de sortie‹.
   Jemandem stehen alle Wege offen: er kann sich für verschiedene Möglichkeiten entscheiden, er besitzt die besten Voraussetzungen.
   Die Wege trennen sich: Menschen, die bisher gemeinsam gehandelt haben, trennen sich wegen verschiedener Ansichten in einer wichtigen Angelegenheit. Die Wendung bezieht sich auf das Bild des ›Scheideweges‹: eine spätere Begegnung erscheint unmöglich.
   Etwas auf den (oder in einen) Weg richten: einer Sache eine bestimmte Richtung geben. Die Redensart ist heute selten. Häufiger ist dafür die modernere Wendung Etwas in die Wege leiten: etwas unternehmen, anordnen, den Anstoß zum Beginn geben.
   Um die Wege sein: in der Nähe, vorhanden sein. Die ähnliche Wendung Bei Wege: im Vorbeigehen, nebenher, beiläufig, wird von einigen norddeutschen Schriftstellern gebraucht. Thüringisch ›nicht bei Wege‹, nicht im geringsten.
   Etwas zuwege bringen (bei Luther noch ›zu Wegen bringen‹): sich etwas verschaffen, etwas fertigbringen, eigentlich zu dem Wege, auf dem (für den) es gebraucht werden soll. Bei Hans Sachs' ›Maler und Domherr‹ (9) heißt es:
   der maler det mit ir ratschlagen,
   wie sie das gelt zu wegen precht.
Die Redensart wird mit dem älteren Sinn ›sich verschaffen‹ nur noch im oberdeutschen Raum gebraucht, sonst überall im neueren Sinne von ›zustande bringen, fertigbringen‹.
   Nichts zuwege bringen: nichts erreichen, keinen Erfolg haben, nicht vorwärtskommen.
   Gut zuwege sein: in bester geistiger und körperlicher Verfassung sein; häufiger: Schlecht zuwege sein: krank sein, auch: Mißerfolg haben, nichts Rechtes leisten.
• J. ALPERS: Hercules in bivio (Diss. Göttingen 1912); M.B. OGLE: The Way of all Flesh, in: Harvard Theological Review 31 (1938), S. 41-51; R. SCHMEKEL: Artikel ›Weg‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 214-218; W. HARMS: Homo viator in bivio. Studien zur Bildlichkeit des Weges (München 1970).
Der Weg zum ewigen Leben und der Weg zur Verdammnis. Populäre Druckgraphik: Weg zur Hölle, 19. Jahrhundert, Philadelphia /Pennsylvania, Museum of Art.
Den Weg müssen wir alle. Illustration von Stauber zu: Münchener Bilderbogen, Nr. 190.

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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