Zwiebel

Zwiebel
Er sucht Zwiebeln: er möchte gern weinen, um Trauer und Anteilnahme zu heucheln, er zwingt sich zu Tränen. Vergleiche lateinisch ›Bulbos quaerit‹.
   Wenn jemandem die Augen tränen, sagt man scherzhaft: Er hat Zwiebeln geschält oder gegessen. Bereits Sebastian Franck (II, 111a) kannte diese Wendung: »Er hat zwibel geschelet oder gessen«.
   Er hat sich die Zwiebel selbst gezogen, die ihm in den Augen beißt: er ist selbst an seinem Ärger (Ungemach) schuld, er hat sich sein Mißgeschick selbst zuzuschreiben.
   Zu den ägyptischen Zwiebeln zurückwollen: sich nach den guten alten Zeiten zurücksehnen. Die Redensart hängt mit der Bibelstelle Num 11, 5 zusammen: »Wir gedenken der Fische, die wir in Ägypten umsonst aßen und der Kürbisse, des Lauchs, der Zwiebeln und des Knoblauchs«. Im Schwäbischen sagt man im Sinne von ›Nix für ungut‹ ( ungut) auch: ›Nix für Zwiebla was Knobla send!‹
   Einen zwiebeln: ihn quälen, plagen. Gemeint ist wohl, daß dem Gequälten die Augen wie von Zwiebelsaft dabei tränen, seit dem 17. Jahrhundert belegt.
• H. MARZELL: Artikel ›Zwiebel‹, in: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens IX, Spalte 964-971; O. HOLZAPFEL: Die Zwiebel im Volkslied, in: Rund um die Zwiebel (Bobenheim – Roxheim 1983).

Das Wörterbuch der Idiome. 2013.

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