- Schnurre
- Einen über die Schnurre (Schnauze) hauen: ihn schlagen und damit zum Schweigen bringen, ihn für sein loses Mundwerk bestrafen. Mundartlich, besonders im Oberdeutschen, ist die Schnurre (Schnorre) die Bezeichnung für Maul oder Schnauze und ein verächtlicher Ausdruck für Mund. Auch im Rotwelschen ist das Wort bekannt, der ›Schnurrenputzer‹ ist in der Gaunersprache eine übliche Umschreibung für den Barbier.Einen wieder in die Schnurre bringen: ihm einhelfen, ihm zu einem neuen Redefluß verhelfen. Die Wendung wird dann gebraucht, wenn einer den ›roten Faden verloren hat‹, wenn er bei einem Vortrag steckenbleibt. Vergleiche französisch ›apporter un bout de chandelle pour trouver ce qu'il veut dire‹.Auf die Schnurre gehen: mit Musik (mit der Schnurrpfeife) betteln gehen, umherziehen u.a. für seinen Unterhalt sorgen lassen, seine schlechte Musik zum Vorwand nehmen, um Gehöfte zu betreten und um Gaben zu bitten.Bei jemandem etwas schnurren (schnorren), auch jemanden anschnorren: mit Erfolg um etwas anhalten, ihm etwas abbetteln, ablisten. Die Wendung wird heute auch von Kindern gesagt, die es durch Schmeicheleien verstehen, ihre Wünsche erfüllt zu bekommen. Das Verb schnurren geht zurück auf das mittelhochdeutsche ›schnurren‹ = rauschen, mit Musik betteln, neben dem sich seit dem 18. Jahrhundert auch die Form ›schnorren‹ durchsetzte, das aus der Gaunersprache stammt.Es sind Schnurren: es sind possenhafte Einfälle, Scherzlügen oder komische Anekdoten, aber auch: es sind Häscher der Universitätspolizei. Diese Mehrdeutigkeit der Redensart beruht auf einer studentensprachlichen Sonderbezeichnung. Die Schnurre war früher der Name für die Knarre des Nachtwächters. Die Studenten des 18. Jahrhunderts nannten nach diesen Instrumenten die Häscher ebenfalls Schnurren, wie Kindleben 1781 für Halle, Göttingen, Jena und Tübingen in seinem ›Studentenlexikon‹ (175) bezeugt (vgl. Zeitschrift für deutsche Wortforschung, 12, 289). Andererseits hieß der Possenreißer, der lustige Erzählungen, Schnurren, zum besten gab, bereits in althochdeutscher Zeit ›snurring‹ und im Mittelhochdeutschen ›snurraere‹, so daß sich die Hauptbedeutung von Schnurre sprachlich sehr weit zurückverfolgen läßt.
Das Wörterbuch der Idiome. 2013.